Pflegebedürftige Menschen erwarten eine gute Pflege – um diese zu gewährleisten, müssen die Pflege-Rahmbedingungen deutlich verbessert werden

„Die Alten- und Krankenpflegekräfte warnen vor einer weiteren Verschlechterung bei der Versorgung Pflegebedürftiger.“
Die Pflegebranche plant daher nach einem Bericht der Rheinischen Post vom 20.08.2011 bundesweite Protestaktionen.
Nach der Ankündigung des Vorsitzenden des Deutschen Pflegerates, Andreas Westerfellhaus, sind in allernächster Zeit bundesweite Protestaktionen vorgesehen. Westerfellhaus kündigte für die Pflegebranche laut Rheinischer Post an: „Unser Ton wird jetzt militant.“
Ein überfälliger Aufstand.

 

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk begrüßt als Interessenvertretung für pflegebedürftige Menschen die Erklärungen und angekündigten Proteste des Deutschen Pflegerates und bietet jedwede Unterstützung an.
Dies ist u.a. im Rahmen der bevorstehenden Neusser Pflegetreffs am 13.09.2011 mit dem Patientenbeauftragten der Bundesregierung und am 10.11.2011 mit der Gesundheits- und Pflegeministerin von Nordrhein-Westfalen möglich.

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hat erst am 05.07.2011 in einer dem Deutschen Bundestag bzw. den Abgeordneten bereits vorliegenden umfangreichen Stellungnahme u.a. ausgeführt, dass einer der wesentlichen Reformansätze die Behebung des Pflegenotstandes in den Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen sein müsse.
Ohne einen diesbezüglichen den personellen Bereich betreffenden Reformschritt, tunlichst gestützt durch bundeseinheitliche Personalbemessungssysteme, kann eine in die Zukunft weisende Pflegereform nicht gelingen.

Dann muss es folgerichtig zu Ausbildungs- und Einstellungsoffensiven kommen, damit für die steigende Zahl hilfe- und pflegebedürftiger Menschen die überfällige persönliche Zuwendung organisiert werden kann.
In diesem Zusammenhang müssen auch die Vergütungen der Pflegekräfte eine deutliche Anhebung erfahren und Verbesserungen der beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten geschaffen werden.
Aufrufe der Arbeitgeberseite, mehr Pflegekräfte aus dem osteuropäischen Raum anzuwerben, neuerdings sogar aus China und Indien, sind aus vielerlei Gründen entbehrlich.

Dass eine Pflegereform an „Haupt und Gliedern“ mit mehr Pflegequalität finanzielle Konsequenzen haben muss, ist allseits bekannt.
Zur Aufbringung höherer Beiträge für eine wirklich menschenwürdige Pflege sind die BürgerInnen in Mehrheit bereit.

Wenn die politisch Verantwortlichen aber nicht bereit sein sollten, gute Pflege mit höherem Finanzaufwand gesetzgeberisch zu organisieren, müssen sie dies in aller Klarheit sagen.
Dann wird es nämlich bei den vielfach beklagten Mängeln in der Versorgung der hilfe- und pflegebedürftigen Menschen verbleiben.
Angesichts der demografischen Entwicklung wird es sogar noch schlimmer kommen. Ob dies von der Bevölkerung dann hingenommen wird, ist mehr als fraglich. Vielleicht gibt es dann über die Pflegebranche hinaus einen Aufstand aller BürgerInnen.

Werner Schell

Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk

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