Verständnis

pendeluhr

Es würden sich keine Abgründe auftun, wenn ich den priesterlichen Dienst quittierte. Ich vertraute darauf, auf meinem künftigen Weg Begleiter zu haben.

Ein Kreis junger Familien gehörte dazu. Da wir uns seit vielen Jahren in einer Gesprächsrunde trafen, wussten wir voneinander, vertrauten einander. Ihre Briefe, ihre Worte machten mir Mut:

„Der von Ihnen gefasste Entschluss kam für uns nicht völlig überraschend. Wir möchten Ihnen alles Gute und Schöne wünschen. Vor allem möge sich unsere Freundschaft vertiefen.“

„Ich wünsche Ihnen Freunde, hilfreiche und störende. Sie brauchen Freunde. Andere brauchen Sie als Freund.“

„Unser Wunsch ist es, dass unsere freundschaftliche Beziehung durch Ihre Entscheidung gefestigt wird. Wir sind dankbar für alles, was uns verbindet.“

„Ich wünsche mir, dass der Geist, den Sie in unseren Kreis und in unsere Familien getragen haben, bei uns bleiben möge.“

„Wechselnde Pfade, Schatten und Licht. Alles ist Gnade, fürchte dich nicht.“

Wer ins Rutschen gekommen ist, kann sich an nichts klammern – die Negativ-Prophezeiung traf nicht zu. Das galt auch für die Frau, die ich heiraten wollte. „Viel sehen und hören, aber wenig sagen, ist gut und nützlich an allen Tagen.“ Das hatten viele beherzigt, die uns nahe standen. Wir durften zuversichtlich unsere Zukunft planen und auf eine zumindest schweigende Zustimmung derer hoffen, die uns kannten. Ein Wunschdenken, wie sich herausstellte.

„Was man wünscht, glaubt man gern“, soll Cäsar gesagt haben. Verstanden zu werden, lässt sich erhoffen, nicht einfordern. Das Wünschen hat, wird behauptet, immer schon geholfen. Dennoch brechen sich Wünsche oft an Wirklichkeiten, die eigenen Gesetzmäßigkeiten folgen. Jede noch so ehrliche Gewissensentscheidung muss von jenen angenommen werden, mit denen man in Kontakt kommen oder bleiben möchte.

Nicht allen fiel es leicht, meinen Entschluss  zu akzeptieren. Hätte ich mich vergewissern sollen, wie andere reagieren würden? Hätte ich prüfen müssen, welche gesellschaftlichen Zwänge meinen Plänen entgegenstanden?

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