Tempi passati – Vorbei

pendeluhr

Ein kurzzeitiges Gefühl der Ausweglosigkeit habe ich überwunden. Meine Orientierung, die eine Weile aus dem Ruder gelaufen war, ist zurückgekehrt. Meine Konturen habe ich wieder gewonnen. Ich lebe anders, ich glaube anders als vor Jahren.

Durch die Laisierung bin ich formal in den Laienstand versetzt worden. Im Notfall darf ich jedoch priesterliche Dienste verrichten, da ich mit der Priesterweihe meine Bereitschaft erklärt habe, den Dienst der Versöhnung auszuüben und der Eucharistiefeier vorzustehen.

Ein Priester, der mit römischem Dispens geheiratet hat, darf, wenn er darum gebeten wird, laut Kirchenrecht priesterliche Tätigkeiten ausüben. Angeblich gibt es verheiratete Priester, die Eucharistiefeiern in kleinen „Hauskirchen“ oder Wohnzimmern zelebrieren. Das werde ich nicht praktizieren.

Es gibt kein „Mach’s noch mal, Sam“ in Anlehnung an Woody Allens Spielfilm. Ich werde nicht wie der mythische Vogel Phönix aus der Asche auferstehen und  im Priestergewand am Altar stehen. Nichts wird sich wiederholen. Kein Ruf „Er ist wieder da“ wird ertönen. Vergangenes ist nicht wertlos für mich geworden, ich habe es nicht abgestreift, aber ich sehne mich nicht nach dem zurück, was hinter mir liegt.

Es gibt Bereiche, zu denen ich keinen Zugang mehr habe und nicht haben will. Momente, in denen ich nicht wusste, ob mein aktives Priestersein noch andauerte oder ob ich in der Erinnerung daran lebte; ob ich mich im „Nicht mehr“ oder im „Noch nicht“ befand, gehören der Vergangenheit an.

Tempi passati. Keine Sehnsucht nach vergangenen Zeiten. Keine Sehnsucht nach dem Anfang. Ich bin woanders angekommen, und ich sehe keinen Anlass, auf verlassenes Terrain zurückzukehren.

Ich lebe nicht im Jetzt, ohne mich auf das Gestern zu besinnen. Aber ich halte gebührenden Abstand zu dem, was gewesen ist. Ich weiß, woher ich komme. Ich weiß, wovon ich mich gelöst habe. Ich weiß, wohin ich gehe. Den veränderten Lebenswirklichkeiten trage ich Rechnung. Ich habe mich nicht in ein Niemandsland davonjagen lassen, fahre aber auch nicht als blinder Passagier auf dem Kirchenschiff mit.

Meine religiöse Beheimatung habe ich nicht aufgegeben. Was Heimat war, wird nicht Fremde werden. Was heilig war, wird mir heilig bleiben. Nichts ist sinnlos, nichts ist nichtig geworden. Ich befinde mich nicht im Ausnahmezustand.

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