Die närrische fünfte Jahreszeit – Noch lange nicht vorbei im Mönchengladbacher Karneval

Die schottischen Hütehunde, häuslicher Hofstaat von Prinz Dirk und Prinzessin Niersia Martina, sind gegenwärtig nicht die Einzigen, die dem Prinzenpaar aus der Hand fressen möchten. Karnevals- und Brauchtums-Begeisterte feiern zusammen mit Prinz und Prinzessin die „fünfte Jahreszeit“ und fiebern dem Veilchendienstagszug entgegen. Der hat Gestalt angenommen. Daher bat die Marketing Gesellschaft Mönchengladbach zur Pressekonferenz „Veilchendienstagszug“ ins Alte Zeughaus, das in einer Ausstellung eine „spannende Reise auf den Spuren des Karnevals in Mönchengladbach“ arrangiert hat.

Der karnevalistische Schlusspunkt Veilchendienstag in der Karnevals-Hochburg Mönchengladbach, die reich an närrischen Höhepunkten ist, bedeutet für die Planer Jahr für Jahr eine logistische Herausforderung. Anspannung vorher und Erleichterung nachher, wenn sich die Mühen gelohnt haben. Eine sechs km lange Zug-Strecke, die in gut zwei Stunden zu bewältigen ist, kann man nicht sich selbst überlassen.

Wenn die Innenstadt samt Zufahrtsstraßen am 5. März verkehrstechnisch zwischen 11:15 und ca. 18:00 Uhr für den Fahrzeugverkehr gesperrt und ein Parkverbot angeordnet wird, sind Profis gefragt, die das organisieren. Zusätzlich müssen Wetterverhältnisse und Tatkraft der Reinigungskolonnen berücksichtigt werden, ehe wieder „freie Fahrt“ gewährt wird.

Man geht von mehr als viertausend Zugteilnehmern aus, darunter 34 MKV-Karnevalsgesellschaften sowie 45 Fremdgruppen, 74 Fest-, 39 Bagage- und 10 Werbewagen, 30 Tanz- und Funkengarden, 61 Fußgruppen, dazu 4 Reitergruppen und 2 Kutschen. Die 29 Musikkapellen müssen so in den Zug integriert werden, dass sie nicht übertönt werden von den Musik-Anlagen, die auf den Zugwagen installiert sind. Bei zu erwartenden 350.000 Veilchendienstag-Fans ist perfekte Planung vonnöten. Der letzte Wagen des Zuges muss sich in Gang gesetzt haben, ehe der erste wieder am Zielort eintrifft.

Um die Sicherheit aller Teilnehmenden kümmern sich sichtbar und unsichtbar neunhundert Personen. Man kann daher ausgelassen und sicher feiern. Niemand soll verlorengehen. Theoretisch betrachtet, gibt es ein perfektes Sicherheitskonzept, das beispielhaft ist in NRW. Die Frage, ob in diesem Jahr für mitziehende Pferde zusätzliche Tierschutz-Maßnahmen zu treffen sind, stellte niemand. Versichert wurde jedoch, dass ein Tierarzt vor Ort erreichbar sei und entsprechend Vorsorge getroffen werde.

Neues und Altbewährtes stellten die Herren vom Mönchengladbacher Karnevals-Verband vor, unterstützt vom ehemaligen MKV-Chef Bernd Gothe. „Gladbach blüht auf“, das diesjährige Motto, soll Besucher neugierig machen auf diese Stadt, auch diejenigen, die sie kennen und seit Generationen hier leben. Das Motto deutet an, was uns hier „blüht“ und blühen wird, ohne dass die Tradition beerdigt wird.

Die MKV-Vertreter betonten, dass der Veilchendienstagzug kein Relikt von gestern sei und nicht gekünstelte Montagen anbiete. Karneval, Markenzeichen im Rheinland, steht auch in Mönchengladbach für lebensnahe Kultur. Er identifiziert sich mit Szenen, Personen und Ereignissen der Stadt Mönchengladbach und ist daher  unverwechselbar. Mönchengladbacher Pusteblumen und Düngerstäbchen, Hasen- und Blumenwiesen, Fohlen- und Wohnblüten bieten sich an. Seine Identität lässt der Zug nicht hinter sich. Hunderttausende, die er an Straßenrändern und in Wohnzimmerfenstern in närrische Stimmung versetzt, müssen sich nicht wie im falschen Verein vorkommen. Dieser Veilchendienstagszug ist es, um dessentwillen sie sich auf den Weg machen. Er ist es, den sie lieben, da er in vieler Hinsicht abweicht vom Üblichen.

Das schließt nicht aus, dass die Mönchengladbacher es schätzen, dass auch anderswo „blühende Landschaften“ existieren. Die „Blumeninsel Teneriffa“, zu der eine jecke freundschaftliche Beziehung besteht, stellt sich auf einem Wagen vor. Und auch eine Korant-Gruppe aus Slowenien hat Kontakt zu unserem Karneval aufgenommen.

Spätestens seit Altweiber-Donnerstag gehört der Karneval in Verbindung mit Nelkensamstag, Tulpensonntag und dem Rosenmontag zum unverzichtbaren winterlichen Brauchtum im Leben der Stadt. Prinz Dirk und Prinzessin Martina, die auch mit dem „Ganzjahresbrauchtum Borussia“ vertraut sind, wissen das zu schätzen.

Zu recht stolz ist man über das soziale Engagement einzelner Karnevalsgesellschaften. Aktivitäten für Senioren- und Behinderte sowie Integrations-Initiativen profitieren davon, vor allem die Jugendarbeit. Junge Menschen garantieren die Zukunft des Karnevals. Intensiv wird mit Schulen zusammengearbeitet; ein „Malwettbewerb Mönchengladbacher Schulen“ kann auf zwei Wagen anschauliche Beiträge liefern.

In Mönchengladbach lebt man bodenständig. Das „Blüh-Motto“ besteht nicht aus vorgestanzten Phrasen, sondern wird den unterschiedlichen Bedürfnissen und Wünschen der hier lebenden Menschen gerecht. Das praktiziert auch das Prinzenpaar: Beide sind keine Ausnahme-Erscheinung, sondern handfeste Vertreter einer Generation, die sich nicht auf dem ausruht, was sie bisher geleistet hat.

Start- und Ziel des Zuges ist wieder am Bismarckplatz/Rathenaustraße. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es keine Veränderung des Zugwegs. Er schlängelt sich durch die Innenstadt zum ersten „Hotspot“ am Geroweiher, wo ein Festzelt, reservierte Sitzplatz-Tribünen, Moderation und Programm angeboten werden. Ein separates Plateau steht für Rollstuhlfahrer bereit. Möge es angenommen werden.
Auch für Blinde und Seh-Behinderte soll der Karnevalszug zum Erlebnis werden. Mit Hilfe der Audiodeskription wird ihnen Frau Sarah Lierz den gesamten Zugverlauf live zu Ohren bringen. „Karneval für alle“ soll es sein.

Über die Aachener Straße führt der Weg zum Alten Markt, dem nächsten „heißen Punkt“. Die Hindenburgstraße hinab über die Bismarckstraße geht es nach Eicken zum traditionsreichen Aretzplätzke, schließlich Richtung Europaplatz und Hauptbahnhof zum Endpunkt Bismarckplatz.

Nach dem Zug startet im Festzelt die AfterZochParty.

Das Vergnügen kostet Geld, ca. 400.000 Euro. Wer am Zug teilnimmt, soll sich möglichst an den Kosten beteiligen, damit sich der Veilchendienstagszug finanziell auf Dauer trägt. Es ist nicht damit getan, dass Karnevalisten in Clown-Kostümen während des Zuges „Zuggroschen“ sammeln und dass   „Festabzeichen“ erworben werden können. Zum zukunftsweisenden Konzept des Veilchendienstagzugs gehören daher Werbeträger und Werbemaßnahmen. Eine eigene Werbekarawane wird in den Zug aufgenommen. Man hat sich mit Architekten und Bauherren zusammengesetzt, die aktuelle Projekte im Stadtgebiet auf vier Wagen präsentieren. In der Stadt ansässige Automobil-Unternehmen erhalten Gelegenheit, sich darzustellen. Sie sind wie andere bereit, die Kosten des Zuges mitzutragen. Das Abteiberg-Museum wird „aufblühen“ mit fünf großformatigen Bildern. Fußgruppen werden prämiert, originelle Kostüme aus dem Vorjahr werden wieder gezeigt.

„Der Gladbach nimmt so seinen Lauf. Bei uns da blüht er richtig auf.“ Was gibt es Typischeres als den Spruch einer im Zug aktiven Fußgruppe, den man über den kommenden Veilchendienstagzug sagen kann? „Gladbach blüht auf“. Nicht nur ein Versprechen.

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3 Kommentare zu "Die närrische fünfte Jahreszeit – Noch lange nicht vorbei im Mönchengladbacher Karneval"

  1. Peter Josef Dickers | 16. Februar 2019 um 10:57 |

    Traktoren mit ihren Abgasen missachten das Menschen-Wohl. Das Wurfmaterial belastet die Umwelt und muss mühsam wieder eingesammelt werden. Musik-Kapellen und Lautsprecher liegen Zuschauern und Anwohnern in den Ohren und belasten die Trommelfelle. Autofahrer müssen lästige Umwege akzeptieren, da man ihnen „freie Fahrt“ verwehrt. Prinz und Prinzessin rufen wie tausende Zugteilnehmer unentwegt „Halt Pohl“ und „All Rheydt“, statt ihrer gewohnten Arbeit nachzugehen und das Brot zu verdienen, das den Hunger in der Welt bekämpft. Kann ein „Karnevalist“ es verantworten, dass der Veilchendienstagszug überhaupt stattfindet?

    • Karnevalist | 18. Februar 2019 um 08:52 |

      Ein Tier,hier das Pferd, hat nicht Ihre Möglichkeit zu bestimmen, was zu tun ist.
      In diesem Fall wird es vom Menschen gezwungen.
      Als Karnevalist sei mir erlaubt, mir über Tierwohl meine Gedanken zu machen und auch ich erwarte respektvollen Umgang.
      Der Mensch hat die Freiheit selbst zu wählen, ob er am Zugrand die Abgase der Zugmaschinen einatmen möchte.
      Welche Chance geben Sie Herr Dickers, dem Pferd?
      Ich sehe keine.

  2. Karnevalist | 16. Februar 2019 um 08:53 |

    Welchen karnevalistischen Sinn macht es für das Prinzenpaar und seinen Anhang, dass schwere Wagen von Pferden die Aachener Str. hochgezogen werden?
    Muß soetwas sein? Macht das fröhlicher als ein Traktor?

    Nein, ich kann an dieser Stelle nicht lachen, von Tierwohl haben diese Planer wohl noch nichts gehört.

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