Eskalation vermeiden, Lützerath erhalten

Braunkohle RevierEuropas größtes Braunkohleabbaugebiet. Foto: Silvia Erbrath

Im Konflikt um den vor der Räumung stehenden Weiler Lützerath im Rheinischen Braunkohlerevier bei Erkelenz rufen der Vorstand des Diözesanrates der Katholikinnen Aachen und die Superintendenten der Evangelischen Kirchenkreise Gladbach-Neuss und Jülich alle Beteiligten zur Vernunft und Deeskalation auf.

Ein mit enormen Risiken für Leib und Leben der am Konflikt Beteiligten verbundener Räumungseinsatz der Polizei muss und kann jetzt noch politisch gestoppt werden. Eine Räumung birgt Gefahren für Leib und Leben der Polizistinnen, die als Einsatzkräfte die Maßnahmen durchsetzen müssen, wie für die jungen Menschen, die verzweifelt Widerstand leisten, um unsere Zukunft hier und weltweit zu sichern.

Gemeinsam sprechen wir uns gegen jede Form der Gewalt in der Auseinandersetzung um die Räumungen in Lützerath aus.
Wir teilen nicht alle Aktionsformen des Widerstandes und wir lehnen jede Form von Gewalt gegen Menschen und Sachen ab. Sie sind kontraproduktiv und entsprechen nicht unserem Friedensverständnis.

Gespräche mit allen Beteiligten sind jetzt dringend gefordert. Den sozialen Frieden in der Region herstellen, im Interesse aller, sollte unser Ziel sein. Eine Atempause dient der Deeskalation und schafft Zeit für klimapolitisch verantwortbare Entscheidungen.

Wir fordern deshalb von der NRW-Landesregierung ein sofortiges Moratorium für die Räumung des Geländes. Stattdessen sollten sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen, um gemeinsam nach Wegen zu suchen, unter Einhaltung aller Klimaziele und unter Berücksichtigung der neusten Gutachten des DIW die noch zur Versorgungssicherheit notwendigen Kohlemengen für die Stromerzeugung zu sichern und dann schnellstens die Braunkohlenutzung zu beenden.
Ein Abbaggern Lützeraths in diesem Winter ist dafür keinesfalls nötig, da ausreichend Kohle für die Kraftwerke an anderen Stellen zur Verfügung steht.
Eine massiv beschleunigte Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energieträger und eine Beendigung der Kohleverstromung in Deutschland ist technisch längst möglich und braucht endlich auch den politischen Nachdruck, um die enormen Zerstörungen an Landschaft und Klima zu beenden, die mit der Kohleverstromung einhergehen.

Millionen Menschen auf der ganzen Welt sind schon heute betroffen, von Überschwemmungen in Deutschland bis zu Dürreperioden am Horn von Afrika und Überflutungen unvorstellbaren Ausmaßes in Pakistan.
Papst Franziskus hat in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag am 1.1.2023 darauf hingewiesen, „…dass wir uns alle für die Heilung unserer Gesellschaft und unseres Planeten einsetzen und die Grundlagen für eine gerechtere und friedlichere Welt schaffen müssten, die sich ernsthaft um ein Gemeinwohl mühe, das wirklich alle miteinschließe.“
Um eine weitere dramatische Verschlechterung der Situation zu verhindern, müssen jetzt alle Maßnahmen ergriffen werden, um eine nachhaltigere Zukunft zu schaffen. Diese Zukunft besteht aus erneuerbaren Energien. Gerade von einem gelingenden Strukturwandel im Rheinischen Revier geht ein weltweites Zeichen für eine große Transformation aus, die den Klimazielen von Paris gerecht wird.
Es sollten nicht mit aller Gewalt gegenteilige Fakten geschaffen werden. Eine massive Gewalteskalation zwischen Polizei und Klimaschützer*innen muss unbedingt vermieden werden.

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2 Kommentare zu "Eskalation vermeiden, Lützerath erhalten"

  1. Dieter Berkel | 11. Januar 2023 um 12:49 |

    „Wir wollen die Poizei zurückdrängen.“ Molotov Cocktails und Steine werfen. Das ist kein passiver Widerstand, nicht ziviler Ungehorsam, das ist Kriegserklärung. Wie verabscheuenswert. Wir haben schon Krieg vor der Haustür, in dem Menschen wirklich um jeden Meter Heimat kämpfen und dafür sterben. Wie beschämend dagegen Lützerath. Erst einmal war und ist Widerstand gerechtfertigt, aber wo er bei einer verlorenen Sache für Kriegsspiele mißbraucht wird, muß eine Demokratie das nicht aushalten.
    Die Leute, die vielleicht mit Tränen in den Augen, den Ort friedlich verlassen haben, sind keine Weicheier, die die jetzt Krieg machen, keine Helden.
    Meine Gedanken waren bei Lützerath. Angeichts dessen, was dort jetzt geschieht, hoffe ich inständig, daß jeder der jetzt einen gefährlichen Dienst zu tun hat, unverletzt und lebend nach Hause kommt. Wieviele Familien bangen jetzt. Die Kriegspieler haben eine Wahl, die Ordnungskräfte nicht.

  2. Birgit Wiese | 11. Januar 2023 um 09:31 |

    „Verzweifelt kämpfen,“ ist in Ordung und sicher oft erfolgreich. Aber gehört zu einer fortgeschrittenen Situation wie dieser, nicht auch, daß eine Sache manchmal, zumindest noch mit einer gewissen Würde, aufgegeben werden muß? Die Kämpfe zwischen Polizei und Aktivisten, die jetzt über Wochen, Sender und Blätter füllen, sind Medienzirkus, der der Sache keinen Nutzen mehr bringt. Ein gefährlicher Zirkus, für Leib und Leben auf beiden Seiten.
    An die Krawallelemente, die schon gesichtet wurden, will ich garnicht erst denken.
    Geht es wirklich nur noch darum, sagen zu können:“ Yesss, ich bin nicht gewichen. Mich musste die Polizei losschweißen, ausgraben, aus den Bäumen knibbeln?“
    Was soll das? Alles machen, nur weil man es kann und darf?

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