Kaum jemand kennt sie noch, die verwunschenen Reste der alten Landwehren um Hardt und um Mönchengladbach herum. Sie verlaufen durch Wälder und Felder, sind Rückzugsgebiete für Fauna und Flora und fallen immer wieder Zerstörungen zum Opfer. Früher wurden die Landwehren noch gehegt und gepflegt, heute werden die Gräben der Landwehren teilweise mit Baumresten und Grünschnitt zugeschüttet und die Wälle als Mountainbikergelände genutzt.
Zum eigenen Schutz verstecken sich die Landwehrreste daher manchmal in kleinen Waldarealen, oftmals verlaufen sie unerkannt entlang von Wegen und Straßen und kaum jemand, der auf den Wegen läuft, ahnt wohl, an welchem kulturhistorisch bedeutenden Baudenkmal er gerade entlangwandert.
Seit menschliche Jägergesellschaften sesshafte Bauern geworden waren, schützten sie ihre Häuser und Felder gegen Eindringlinge von außen durch Hecken, Zäune und Wälle.
Dies zeigt sich sehr schön an der bei Erkelenz-Kückhoven ausgegrabenen frühzeitlichen Bandkeramikersiedlung. Die ältesten dort aufgefundenen und genau datierbaren Stücke waren Reste einer sehr alten hölzernen Einfassung eines Brunnengrundes. Die Holzteile wurden auf ein Alter von ca. 5000 Jahren v.Chr. datiert. Bei den oberirdischen Ausgrabungen des Dorfes wurden Reste einer Wallanlage sicher gestellt .
In Caesars „De bello gallico“ verweist der Feldherr und Autor auf die Nervier, einen keltisch-germanischen Stamm, der in unserer Gegend wohnte und die keine Reiterei besaßen, ihre Häuser und Fluren aber mit dicht gewachsenen Hecken schützten. Unsere Vorfahren wussten sich eben immer schon gut zu verteidigen. Seit der fränkischen Zeit wurden nicht nur die einzelnen Gehöfte, sondern mehr und mehr das gesamte Territorium mit Wällen und Gräben gesichert.
Die erste urkundliche Erwähnung der Hardter Landwehr soll im Jahre 1172 erfolgt sein. Es heißt in einer alten Urkunde der Abtei Gladbach: „allodium Rakhesleide quod dicitur ad fossam“ (neuhochdeutsch übersetzt:: Besitz Rasselner Lehen, welcher beim Graben liegend genannt wird“. Mit Graben kann natürlich der Graben einer dort befindlichen Landwehr gemeint gewesen sein.
Man darf aber wohl davon ausgehen, dass die Hardter Landwehr im erhalten gebliebenen Zustand vermutlich im 14./15. Jahrhundert errichtet wurde. Die erste urkundliche Erwähnung der inneren Viersener Landwehr erfolgte nämlich im Jahre 1359.
Die Landwehren um Hardt herum bestanden entweder aus einem Wall mit 2 Gräben oder aus zwei bis drei Wällen mit drei oder vier Gräben. Der mittlere Graben war oftmals breiter und tiefer als die äußeren Gräben. Auf dem Wall wurden meist Rot- und Hainbuchen, Weißdorn und Schlehen angepflanzt. Damit das Ganze zu einem undurchdringlichen Gestrüpp werden konnte, „lemmte“ man die Bäume und Büsche. Dabei wurden die unteren Zweige zu Boden gedrückt, mit Erde bedeckt und beschwert. Der Zweig schlug dann neue Wurzeln und wurde später vom ursprünglichen Baum getrennt und konnte sich zu einem neuen Baum weiter entwickeln. Auch schnitt man die jungen Bäume in Mannshöhe ab, so dass sich der Stamm mit weiteren Ästen verzweigen konnte.
Innerhalb der Landwehren gab es an besonderen Stellen gesicherte Durchgänge. Diese waren entweder durch Schlagbäume, Tore oder Holzbretter (Planken) verschließbar. Heute erinnern daran noch Straßen- und Ortsbezeichnungen wie „Am Kirschbaum“ oder „“Schomm“ (Planke).
Die Hardter Landwehr bestand früher aus einer inneren und äußeren Landwehr. Von der inneren Befestigung ist nichts mehr vorhanden. Der Rest der heute noch erhaltenen äußeren Landwehr verläuft heutzutage durch das Gebiet der Herzpark Klinik, knickt später westlich am Waldrand nach Leloh ab und zieht sich entlang des Hardter Waldes über Fischeln nach Hardt-Tomp. Auch nördlich Piperlohof und bei Wey befinden sich noch gut erhaltene Landwehrteile im Wald.
Die Hardter Landwehr verbindet sich im Nordosten von Wey mit der Viersener Landwehr und verläuft dann über das Wasserwerk Rasseln und Winkeln zurück zur Herzpark Klinik.
Unternehmen Sie eine Rundwanderung entlang der alten Landwehr um Hardt. Die Rundwanderstrecke beträgt ungefähr 18 km. Tauchen Sie ein in ein Stück alter Hardter Heimatgeschichte.
Der Verfasser dieses Artikels hat im Jahr 2016 eine ausführliche Dokumentation über die Hardter Landwehr erstellt. Sie ist im Stadtarchiv der Stadt Mönchengladbach einsehbar.
Karlheinz Büchner, 18.09.2018