„Frauen – Macht – Politik“. Rita Süßmuth in der Mönchengladbacher Citykirche

Rita Süßmuth referiert am kommenden Samstag, dem 25.5.2019 um 18 Uhr in der Citykirche. Zum 70. Jahrestag des Grundgesetzes und des Gleichstellungsparagraphen sind die Kirchen-Türen z. Zt. für eine Ausstellung „Mütter des Grundgesetzes“ geöffnet. Erfolge und Herausforderungen auf dem Weg zur Gleichberechtigung werden dokumentiert. Passend zur Ausstellung wurden Hildegard Wester, erste Mönchengladbacher Bundestagsabgeordnete, und Monika Bartsch, erste Mönchengladbacher Oberbürgermeisterin, eingeladen.

Jetzt wird Rita Süßmuth hier zu Gast sein: CDU-Politikerin, ehemalige Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit; spätere Bundestagspräsidentin; stolz darauf, der CDU den Feminismus beigebracht zu haben. Frau Süßmuth wird sich mit der Thematik „Frauen -Macht – Politik“ auseinandersetzen.

Am 19. Januar 1919 hatten Frauen zum ersten Mal ein aktives und passives Wahlrecht bei der Wahl der Deutschen Nationalversammlung. Im Bundestag gab es am 17.1.2019 eine Feierstunde, die einhundert Jahre Frauenwahlrecht würdigte. „Wenn ihr Männer das wolltet, könnten wir Frauen noch viel mehr.“ Dieser Brandruf der Festrednerin Rita Süßmuth fand Widerhall in der deutschen Medienlandschaft. Um Schlagworte war und ist Frau Süßmuth nicht verlegen.

Die bisher erreichten Erfolge könnten nur teilweise genügen, unterstrich Frau Süßmuth. „Wir sind in der Gegenwart angekommen, aber in keiner zufriedenstellenden Gegenwart.“ Eine gesetzliche Quote wie in Frankreich sei notwendig. Es stehe im Grundgesetz, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind. Das sei nur auf den massiven Druck von Frauen zustande gekommen. Frauen seien kein Anhängsel der Familienpolitik, wie es gehandhabt worden sei. Jetzt hätten wir zwar eine Kanzlerin und einige Ministerinnen; dennoch sei der Frauenanteil im Bundestag niedrig wie vor zwanzig Jahren. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf habe sich nur unwesentlich verbessert, zum Nachteil der Frauen.

Der Behauptung „Frauen wollen nicht in die Politik“ stellt sie entgegen, dass Frauen dann kein Interesse bekunden, wenn Männer an ihren Posten festhalten. Hartnäckig halte sich das Vorurteil, wenn Frauen in der Politik agierten, sei Chaos angesagt. Daher bleibe „Mutter“ der schönste Beruf einer Frau. Die selbstbewusste Rita Süßmuth bezieht sich auf ihre eigene Person: Als Seiteneinsteigerin aus der Wissenschaft, vermutlich ohne Durchsetzungs-Qualitäten, war sie angeblich nicht für politische Ämter geeignet. „Das wollen wir mal sehen“, dachte diese Frau, die auch noch klein von Gestalt ist.

An Frauen würden nach wie vor strengere Maßstäbe angelegt. Das habe auch Angela Merkel erfahren, als es um ihre Kandidatur für die Kanzlerschaft ging: „Das Mädchen kann das nicht.“ Das unterstelle man ihr weiter. Was sie geleistet habe, gelte plötzlich nicht mehr. Sie habe ohne Ichbezogenheit gezeigt, dass es in der Politik nicht ohne Macht gehe. „Frauen müssen machtbewusster werden“, ermuntert die reisefreudige Referentin ihre Mitstreiterinnen. Man glaubt ihr, dass sie diese Fähigkeit nicht lange erlernen musste. Kämpferisch und streitbar war sie, ist sie immer noch. Eine bekannte deutsche Wochenzeitschrift bezeichnete sie als „beliebteste Außenseiterin der Republik“.

Als solche engagiert sie sich auch für andere „Außenseiter“:
Gegen die Ausgrenzung und Isolation von HIV-Infizierten.
Für die aus der autonomen Frauenbewegung entstandenen Frauenhäuser.
Für Männergruppen gegen Männergewalt.
Für „offene Familien“, die nicht nur mehrere Generationen umfassen, sondern auch Personen ohne Verwandtschaftsgrad.
Für die wachsende Anzahl der Alleinerziehenden und für jene Frauen, die keine Kinder haben.
Für Obdachlose und Migranten. Angela Merkel habe aus menschlich-ethischer Überzeugung Grenzen für Flüchtlinge geöffnet, weil sie es für notwendig hielt.

2017 feierte die verheiratete Katholikin und Mutter einer Tochter zusammen mit ihrem Ehemann in Neuss ihren achtzigsten Geburtstag. Dem politischen Alltag ist sie verbunden geblieben, wenn sie sich auch aus der aktiven Politik zurückgezogen hat. Sie kämpft weiter gegen Ausgrenzung und für Frauenrechte. Sie mischt sich ein. Sie schleicht sich nicht davon. Sie kreist nicht um sich selbst. Sie bewegt sich nicht auf ausgetretenen Pfaden. Sie will etwas bewegen.

„Wer nicht kämpft, hat schon verloren“ – Der vielsagende Titel eines ihrer Bücher. Die Zuhörer in der Citykirche dürften eine dynamische, unverbraucht wirkende, einfallsreiche, charmant „Sweet Courage“ genannte Rita Süßmuth erleben, die ein politischer Mensch geblieben ist.

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