Am 16. Juni 2019 kommentierte Dr. Ulrich Schückhaus den MG-heute Artikel:
Mönchengladbacher Chance – vertane Chance?
Hier nun die Antwort von Herrn Bouke Stoffelsma.
MG, 18.06.2019
Lieber Ulrich Schückhaus,
fast 20 Jahre haben wir viele gute Aktionen für Mönchengladbach gemacht. Wir haben mit der WfMG für Mönchengladbach geworben und den Verein Next.MG gemeinsam gegründet, um Gladbach mutiger zu digitalisieren. Beim Leistungszentrum fürs Hockey sind wir uns leider diesmal gar nicht einig. Ich glaube, da verpassen wir gerade eine große Chance, wir sind zu wenig mutig, um damit bekannt zu werden. Wenn wir nicht aufpassen, endet es wie damals mit der Skihalle – als verpasste Chance für unsere Stadt. Aber das muss nicht sein. Noch ist alles möglich.
Meine Motivation
Wie Du weißt, brenne ich ehrenamtlich für den Hockeysport. Meine Kinder spielen seit vielen Jahren in verschiedenen Vereinen und Auswahlmannschaften. Ich bin oft mit den Kindern zu Turnieren in ganz Deutschland unterwegs, sehe viele Hockeyplätze und viele Unterkünfte. Seit seiner Gründung vor 5 Jahren bin ich Vorsitzender des Rheydter Hockey Club und jetzt auch des Traditionsvereins Rheydter Spielverein Hockey und Tennis. Wir haben mit die niedrigsten Mitgliedsbeiträge in NRW, bilden unsere Trainer selbst aus, betreuen mehr als 150 Kinder in 11 Mannschaften und waren landesweit das Hockeymotiv der LSB-Kampagne „beim Sport gelernt“. Dann kam 2017 die Anfrage der EWMG an den Hotelier Peter Jost, ob er ein Boarding-Haus für den DHB betreiben würde und wie hoch eine realistische Pacht sein könnte, damit die Stadt das Projekt refinanzieren kann. Peter Jost hatte die Hockey-Nationalmannschaft oft zu Gast … und sein Kind bei uns im Verein. Gemeinsam mit dem Leistungssportdirektor des DHB haben wir überlegt, geplant und gerechnet und mit einem weiteren Vater – einem begabten Architekten- für den DHB eine ausgefeilte Planung entwickelt. So richtig aus dem Sport, mit Hotelerfahrung und einer leidenschaftlichen Architektur. Wir wussten sofort, dass wir so Nationalmannschaften und Jugendmannschaften aus ganz Deutschland zum Besuch nach Gladbach holen können.
Der Deutsche Hockey-Bund hat immer wieder für das mit uns entwickelte Leistungszentrum geworben, aber die Türen in MG waren dafür verschlossen, weil es ja die Planung der EWMG gab. Präsidium, Direktorium und Vorstand des DHB haben sich trotzdem schon 2017 für unseren Entwurf entschieden und darum gebeten, die planungsrechtlichen Schritte einzuleiten. Passiert ist das nicht. Jetzt, am 25. Mai 2019 hat der DHB auf seiner Vollversammlung den Vereinen wieder beide Planvarianten gezeigt. Wieder hat sich der DHB für die vorgestellte Planung ausgesprochen, diesmal in seinem höchsten Gremium, dem DHB Bundestag. Deshalb wurde den sportpolitischen Sprechern neben dem EWMG-Entwurf am 5. Jun12019 auch der ursprüngliche Entwurf präsentiert. Und wieder fanden alle im Raum die Planung richtig gut.
Zu den Kosten
Das Projekt war von Anfang an mit 13,5 Millionen Euro gedeckelt, davon sollten rund 10 Millionen über Fördermittel aus dem Sport finanziert werden. Im Rahmen einer Kostenschätzung nach DIN 276 haben wir schon 2017 die Kosten nachgewiesen. Der Unterschied ist sichtbar: ob man mit Herzblut unzählige Abende jeden Euro optimiert oder ob die Verwaltung einen Funktionsbau plant. Zwei Beispiele:
- Die (unansehnliche) Kaltlufthalle haben wir durch ein schickes Schaufenster in Form eines Rahmens ersetzt, der die Anforderung des DHB nach einer ganzjährigen Trainingsmöglichkeit gut und elegant löst. Das spart fast 1,6 Millionen Euro gegenüber einer konventionellen Kaltlufthalle und sieht dann so gut aus wie auf der Visualisierung. Es ist ganz sicher kein Fake, sondern einfach gute Architektur.
- Wir nutzen nur ein Grundstück statt zwei wie der Entwurf der EWMG. Das Geld für das eingesparte Grundstück in bester Lage konnten wir so für eine schönere Fassade einplanen.
Wir denken für Sportler, mit Teamräumen, mit Blick auf den neuen Platz und eben auch als Begegnungsstätte, in der sich Mannschaften und Kaderathleten gerne eine ganze Woche aufhalten.
Es ist möglich
Entscheidend ist, dass das Projekt immer noch so kommen kann, wenn die EWMG es möchte und das schöne Projekt ernsthaft in Erwägung zieht. Sagen Politik und Verwaltung ja zum Projekt und garantieren sie dem DHB die Unterstützung beim Baurecht, wären wir kommendes Jahr auf der Baustelle und der DHB hätte das bessere Projekt. Allein, er wird das verständlich nie gegen eine Stadtverwaltung tun, immer nur mit der Verwaltung. Notwendig wäre also erst ein klares Signal, dass Politik und Verwaltung das Projekt möglich machen wollen. Ich habe mit Pater Jost telefoniert, auch er würde das Projekt nach wie vor als erfahrener Pächter unterstützen, wenn das gewünscht ist. Aber wie gesagt, ihr müsstet das Projekt wollen.
Lieber Uli Schückhaus, wenn die EWMG offen für die Planung wäre und unsere gemeinsame Arbeit mit dem DHB wertschätzte, erläutern die Initiatoren die Planung gerne erneut im Detail. Dann kann man immer noch entscheiden, ob diese Planung auch im Sportausschuss als eine mögliche Alternative zur Wahl gestellt werden kann.
Der Hockeysport hätte eine neue Pilgerstätte und für Jahrzehnte medienwirksame Berichterstattung über Hockey aus Mönchengladbach. Wenn wir uns dann noch für die Olympiade bewerben wollen, dann müssten wir das nicht mit einer weißen Kaltlufthalle.
Und dann wären wir uns endlich wieder einig.
Herzliche Grüße
Bouke Stoffelsma
PS: Schuldezernent Dr. Gart Fischer hat gemeinsam mit mir für den Förderverein der Grundschule in Hockstein schon mal gebaut, ohne dass die Verwaltung planen musste. Davon tragen wir beide zwar ein paar graue Haare davon, aber das Gebäude ist wunderschön, bietet 100 Kindern eine Nachmittagsbetreuung, hat überraschend wenig gekostet und wurde im Kosten- und Zeitrahmen gebaut. Heute betreibt der Förderverein das Gebäude erfolgreich Hand in Hand mit der Schulverwaltung und zahlt Jahr für Jahr die blanko gewährten Kredite aus der Elternschaft ab, danach werden wir der Stadt das Gebäude schenken. Es ist einfach schön, wenn etwas in der Stadt bewegt werden kann. Am erfolgreichsten sind Verwaltung und Bürger gemeinsam.
PPS: übrigens – auch für Konzerte im SparkassenPark ist das Konzept meine ich deutlich besser, z.B. weil die Sportler sich im neuen Leistungszentrum ungestört versorgen können, während das Stadion parallel für Events genutzt werden kann – und dann gerne auch auf dem gerade neu verlegtem Kunstrasen wieder mehr hochklassiges Hockey zu sehen ist.