Willis Kleingarten – Ein zweites Zuhause

Willi Sendke

Getreu dem Schöpfungsauftrag  Macht euch die Erde untertan  handelten achtzehn Mitglieder des Kleingartenvereins Vorster Busch. Aus einem unfruchtbaren, sumpfigen Gelände machten sie fruchtbares Kulturland.

In diesem Jahr 2018 wird bereits das fünfzig-jährige Bestehen der Anlage gefeiert. Willi Sendke hat in verschiedenen Funktionen diese Jahre mitgestaltet als Vorsitzender, Fachberater. Organisator, Mitgestalter und Ideen-Sammler.

Ich sitze mit ihm in der von ihm selbst erbauten Gartenlaube im Garten Nr. 3. Ihn und seine Familie kenne ich seit mehr als vierzig Jahren. So, wie ich ihn jetzt erzählen höre und erlebe, kenne ich ihn bisher nicht.

Es klingt so selbstverständlich, ein scheinbar unfruchtbares Gelände in eine blühende Gartenanlage zu verwandeln, die man Kleinod nennen darf. „Die Arbeit hier macht mich kaputt“, gibt Willi die Aussage eines Vereinsmitglieds wieder, der die Anfänge miterlebt hat. Er selbst berichtet anschaulich, mit welchem handwerklichen und maschinellen Kraftaufwand z. B. der Platz für die selbst herangezogene Platane vor dem Vereinshaus vorbereitet werden musste, um die für das Wachstum des Baumes notwendigen Voraussetzungen zu schaffen.

Wenn diese kleine Anlage schon drei Jahre nach Gründung beim Bundeswettbewerb der Kleingärtner die Bronze-Plakette der Bundesregierung erhielt; wenn sie 1978 und 1984 Stadtsieger beim Kleingarten-Wettbewerb der Stadt Mönchengladbach wurde; wenn ihr 1985 der Pokal für die umweltfreundlichste Gartenanlage überreicht wurde – dann bedeutet das: Viele Gartenfreunde haben sich, auch dank Willis Initiative, uneigennützig engagiert und im wahrsten Sinn des Wortes mit Hand angelegt.

Unbedingt erwähnen müsse ich, bittet Willi, die Hilfsbereitschaft eines Landwirtes in direkter Nachbarschaft der Gartenanlage. Er rühmt dessen selbstloses Engagement in den höchsten Tönen. Mit seinen Maschinen und Fahrzeugen leiste er bis in die Gegenwart unschätzbare Dienste.

Ich brauche Willi nicht zu fragen, wer die tonnenschweren Findlinge in die Anlage gehievt hat. Wenn man sie betritt, wird man auf den „Natursteinweg KGV Vorster Busch“ geleitet. „Siltstein – Eifel. Alter ca. 380 Millionen Jahre“. „Grauwacke mit Quarzgefüllten Klüften, ca. 380 Millionen Jahre“. „Quarzsandstein, ca. 20 Millionen Jahre“. Der Vorster Busch ist kein steriles Biotop fernab der Wirklichkeit. Hier verbinden sich Vergangenheit und Gegenwart. Hier wird sichtbar, wie eine kleine, Gelassenheit ausstrahlende Oase   der großen, immer lauter werdenden Welt um sie herum neue Impulse zu geben vermag.

Ich kann es nachvollziehen, wenn Willi sagt: „Ich fahre wenn möglich jeden Tag hierher, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist.“ „Ich brauche das.“ Früher fuhr er mit seiner Familie sonntags Richtung See. Dort packten sie irgendwo ihre Klappstühle aus und erlebten Natur pur. Jetzt genügt ihm der kleine, selbst angelegte Teich in seinem Garten, den er wie auch andere Gartenfreunde nach eigenen Vorstellungen gestaltet hat.

Hier zieht er Pflanzen und Ziersträucher selbst heran. Wissen und Können hat er sich im Laufe der Jahre angeeignet. Fuchsien und Rosen, Hibiskus- und Perückenstrauch hat er zum Blühen gebracht. Voller Stolz zeigt er mir den Feigenbaum. Sein Vorgänger als Vereins-Vorsitzender überließ ihm einen Setzling. Längst ist daraus ein Baum geworden, an dem schon die ersten Früchte heranreifen. Inzwischen wachsen in Gärten von Nachbarn und Freunden Feigenbäume. Willis Feigen-Setzlinge haben, so schmunzelt er, die Reise durch Nordrhein-Westfalen angetreten.

Auch Willis Gemüse-Garten kann sich sehen lassen. Willi ist mehr und mehr zum Selbstversorger geworden. Daheim ist er ja auch sein eigener Koch. Statt  Obst und Gemüse zu vertrauen, die Tausende Flug-Kilometer hinter sich haben, erntet er Kartoffeln und Stangenbohnen aus eigenem Anbau. Wenn die Bohnen sich nicht so um die Stangen winden wollen, wie Willi das vorschwebt, dann hilft er nach. Und wenn eine Ernte zu üppig ausfällt, dann ist eine Tochter dankbare Abnehmerin.

Willi erlebt, wie etwas wächst. Wachsen braucht Zeit. Auch er nimmt sich Zeit und kommt zur Ruhe. Er genießt diese Ruhe. Dennoch hat er Pläne: Könnte man einen Imker für den Vorster Busch interessieren? Um die Insektenvielfalt in der Gartenanlage kümmert sich Willi selbst. Ein spezielles Blumenbeet soll die Vielfalt stärken und der oft geschundenen Natur zu Hilfe kommen.

Willi hat in seinem Garten Zusammenhänge  des Lebens neu sehen und schätzen gelernt. Das Gespräch mit ihm hat mich beeindruckt und auch mich Vieles neu sehen gelehrt. Ich weiß jetzt, warum dieser Garten Willis zweites Zuhause geworden ist.

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