Mit zwiespältigen Gefühlen nimmt die GEW Mönchengladbach die neuen Pläne zur Veränderung der Schullandschaft in Mönchengladbach zur Kenntnis.
Positiv wertet Die GEW die frühzeitige Information der von Schließungen bedrohten Schulen. In der Vergangenheit hatten die betroffenen Hauptschulen in der Regel erst aus der Presse von Schließungsplänen erfahren.
Gespannt erwartet die GEW die Diskussionen und Beschlüsse des Schulausschusses.
Doch die Umsetzung der Überlegungen der Ampelkoalition hält die GEW für wahrscheinlich – verfügt sie doch über die politische Mehrheit.
Schon bei ihrer Gründung im Jahr 1968 war die Schulform Hauptschule nicht unumstritten. Bereits ein Jahr später 1969 wurden in NRW die ersten Gesamtschulen zunächst als Modellversuch gegründet. Die Gründungen der Gesamtschulen hatten immer auch Schließungen von Hauptschulen zur Folge. Als die Schulform für alle Kinder wirkt die Gesamtschule dem Aussortieren entgegen und verspricht Durchlässigkeit und Chancengleichheit für alle Kinder. Nicht nur die GEW Mönchengladbach hält den Abschied vom dreigliedrigen Schulsystem für überfällig.
Konsequent wäre eine Schule für alle, so wie die Grundschulen es seit 1968 erfolgreich vormachen. Doch von der Gesamtschule für alle Kinder bleibt man auch in Mönchengladbach weit entfernt. Selbst, wenn die Planungen der Ampel umgesetzt werden. Alle Gymnasien bleiben weiterhin bestehen. Von den Aufgaben der Inklusion und Integration sind diese weitestgehend befreit. So dass sich die Schulformen Realschule, Gesamtschule und auch die restlichen Hauptschulen weiterhin fast ausschließlich um die gesellschaftlichen Herausforderungen des gemeinsamen Lernens von Behinderten und Nichtbehinderten und der Integration von zugewanderten Kindern und Jugendlichen kümmern müssen. Dabei können Gymnasien und Realschulen weiterhin Schüler*innen abschulen, die ihnen Probleme bereiten. Was das vor allem für die Schüler*innen aber und auch für die restlichen vier Hauptschulen, Realschulen und die Gesamtschulen in Mönchengladbach für Konsequenzen mit sich bringt kann man erahnen.
Nicht nur angesichts weiterhin steigender Zahlen von Kindern mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf, mangelnder Sonderpädagog*innen und wenigen verbliebenen Förderschulen laufen die verbliebenen Hauptschulen Gefahr sich zur „Förderschulen Light“ zu entwickeln. Hier werden sich wahrscheinlich noch stärker als bislang die Schüler*innen konzentrieren, die als problematisch betrachtet werden, weil sie besonderer Fürsorge und Unterstützung beim Lernen, im Verhalten oder im Bereich Sprache bedürfen. Darüber sollten sich die Verantwortlichen der Ampelkoalition bewusst sein und Unterstützung durch die Stadt Mönchengladbach, sowie eine noch stärkere Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe zusichern.
Früher hatte man für einen Großteil dieser Schüler*innen auch in Mönchengladbach genügend Förderschulen mit gut ausgebildeten und gut bezahlten Sonderpädagog*innen, die in kleinen Klassen im Team und ohne den Leistungsdruck von Abschlussprüfungen den Lernbedürfnissen der Schüler* innen entsprechen konnten.
Die Ausweitung der Gesamtschulplätze entspricht sicherlich dem Elternwillen und ist in diesem Sinne politisch folgerichtig und konsequent.
Ob eine gleichmäßige Steuerung der Schülerströme gelingt, wird die Zukunft zeigen. Denn auch Gesamtschulen benötigen dringend kleinere Klassen, um sich adäquat um alle Schüler*innen kümmern zu können. Vor allem, da diese bei der Umsetzung der Pläne noch mehr Kinder mit besonderem Unterstützungbedarf aufnehmen müssten. Der Anspruch der Gesamtschulen, allen Kindern gerecht werden zu können ist hoch und angesichts der jetzt schon ausgesprochen heterogenen Schülerschaft in 30-er Klassen kaum zu realisieren. Hier müssen die politischen Akteure und die Schulleitungen der Gesamtschulen die Entwicklung genau im Blick haben und steuern, damit sich nicht einzelne Gesamtschulen zu Problemschulen entwickeln.
Realistischerweise muss man zur Kenntnis nehmen, dass zum Konzept einer funktionierenden Gesamtschule auch leistungsstarke Schüler*innen mit gymnasialen Kompetenzen gehören. Diese tummeln sich jedoch nach wie vor zur Hauptsache an Mönchengladbachs Gymnasien.
Umso bemerkenswerter ist es, dass die bislang sechs Gesamtschulen in jedem Jahr viele Schüler*innen zum Abitur führen.
Eine mögliche Umwandlung der Realschule Wickrath in eine Gesamtschule sieht die GEW Mönchengladbach positiv. Denn als im Stadtteil verankerte Schule hätte sie gute Chancen auf hohe Akzeptanz vor Ort zu stoßen.
Wenn auch die Realschule als einzige weiterführende Schule im Stadtteil diese Entwicklung mittrüge, stünde diese unter einem positiven Stern.
Es bleibt abzuwarten, wie die Umwandlung real von statten geht. Denn hier hat ja auch die Bezirksregierung ein Wort mitzureden.
Bedauerlicherweise geht mit den geplanten Entwicklungen das Sterben der Hauptschulen in Mönchengladbach weiter. Die Konkurrenz mit den Gesamtschulen können sie nicht gewinnen. Der Elternwille zeigt dies durch die Anmeldezahlen eindeutig. Da kann die Arbeit der Hauptschulen noch so gut und engagiert sein. Hauptschüler*in zu sein ist für viele mittlerweile mit einem Makel behaftet.
Die GEW fordert die Politik in Mönchengladbach auf, sich endlich klar zu bekennen für oder gegen die Gesamtschule oder das dreigliedrige System. Es wird Zeit, dass man der traurigen Entwicklung der letzten 50 Jahre ein Ende setzt.