Ein Riese will erklären – Imagepflege auf Amazon-Art
Ein Meinungsbericht

Beispielfoto aus der Logistk-Branche

Etwa 30 Journalisten waren auf Einladung des Niederrheinischen Pressevereins zum 26. Mönchengladbacher Medien Montag gekommen.
Es war ein höchst interessanter Montag, führte er doch ins Logistikzentrum des Versand-Handelsriesen Amazon in Rheindahlen.

Betriebsleiter Scheffler und PR-Manager Thorsten Schwindhammer wollten Fragen zur Unternehmens- und Mitarbeiterkommunikation des weltgrößten Versenders beantworten. Ihr oberstes erklärtes Ziel dieser Veranstaltung: Verbesserung der Aussendarstellung von Amazon insgesamt. Sie wollten aufräumen mit in der Öffentlichkeit kursierenden Märchen und Mythen.

In einer theoretischen Einführung, thematisiert wurde auch der nicht vorhandene Tarifvertrag mit einer Gewerkschaft, wurde bereits deutlich: Eine wirkliche Integration in den deutschen Markt will Amazon nicht durchführen. Für ein amerikanisches Unternehmen ist deutsches Tarifrecht wohl nicht denkbar. Das gipfelt in der PR-Aussage des Managers: „unter keinen Umständen werden wir mit Verdi einen Tarifvertrag abschließen.“ Ein örtlicher Streik stellt für Amazon kein logistisches Problem dar. Es gibt Alternativen so die Antwort.
Interessant die Ankündigung, Journalisten sollten sich nicht wundern, dass sie demnächst von Amazon angerufen werden, sollten sie aus Sicht von Amazon falsch berichten. Es klingt wie eine Drohung. Ich entscheide mich für diesen Bericht. Erhalte ich nun einen Anruf? Wir werden sehen.

Wir verlassen die Verwaltungsetage und werden durch die “Produktionshallen“ im Erdgeschoss und im Obergeschoss geführt.
Erster ungewohnter Eindruck: Die riesige Größe.
Der Betrieb an diesem Abend ist ruhig, die Mitarbeiter strahlen Ruhe aus, es gibt keinen Stress. Die einzelnen Arbeitsschritte werden uns umfassend erklärt, persönlich verstehe ich nicht alles. Das liegt auch am hohen Geräuschpegel in der gesamten Halle und an den ungewohnten Bezeichnungen.

Den Höhepunkt erreichen wir in der Versandetage.
Großer Lärm macht mir die Freude an den bisherigen Eindrücken zunichte, dass ich einen „ordentlichen“ Beruf erlernen konnte und durfte macht mich wieder einmal dankbar.
Amazon stellt sich, von der Politik unterstützt, als Jobmaschine dar. Dem will ich widersprechen. Diese Arbeitsplätze werden nur kurzfristig Erleichterung für den Mönchengladbacher Arbeitsmarkt bringen.
Stupide, eintönige, angelernte Tätigkeiten können keine zukunftsbejahenden Mitarbeiter für Amazon hervorbringen. Es ist für die meisten Mitarbeiter verlorene Lebenszeit. Dieselbe Zeit in eine qualifizierende Ausbildung investiert, das sollte das Ergebnis dieser Erkenntnisse sein.

Unter unzumutbaren Lärmbedingungen müssen etliche Arbeiter und Arbeiterinnen Tätigkeiten verüben, die gerade mal 4 (vier) Handgriffe umfassen: Taste drücken, Teil aus dem Korb nehmen, Teil in ein Fach legen (nach einer halben Köperdrehung), Taste zur Bestätigung drücken, das war die Tätigkeit. Diese wird während der gesamten Tagesarbeitszeit wiederholt.
Auffallend ist das jugendliche Alter vieler Amazon Mitarbeiter, aus vielen Nationalitäten zusammen gesetzt. Nein, es scheint keine Probleme unter ihnen zu geben. Sie müssen entweder Englisch oder Deutsch sprechen hatte man uns beigebracht. Das funktioniert.

In der Schlussrunde hatten alle Journalisten Gelegenheit, offene Fragen anzusprechen. Meine Frage, was Amazon für die Gesundheit der Mitarbeiter und damit gegen den Lärm unternimmt wurde beantwortet mit: Alles passiert innerhalb der arbeitsrechtlichen Gesetzgebung. Abgestellte Mitarbeiter kümmern sich um den Gesundheitsschutz. So wird Oropax-Gehörschutz angeboten, alle Mitarbeiter dürfen ihn nutzen. Zur Situation der anliefernden LKW wurde nichts gesagt, wohl auch deshalb, weil niemand eine diesbezügliche Frage stellte.
Diese Betriebsbesichtigung ließ zu viele Fragen offen.

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