Die Laisierung sollte keinen Schlusspunkt unter mein Engagement in der Kirche setzen. Ein Pfarrer lud mich zur Mitarbeit in seiner Gemeinde ein. Ich bat darum, die bischöfliche Behörde über meine Bereitschaft zu informieren. Überraschend schnell kam ein Gesprächs-Termin zustande.
Der Bischof war ein gütiger Mensch – verbindlich, mit allen guten Gaben des Hl. Geistes ausgestattet. Aber nicht der Bischof, sondern jemand, der ihn vertrat, ließ mich bitten und musterte mich. Freudige Erwartung sah anders aus.
Ob ich nicht wisse, dass Aktivitäten im Rahmen der kirchlicher Verkündigung einem laisierten Priester nicht gestattet seien. Er setzte zur Unterweisung an. Seine Worte suchten sich einen Weg an den Bücher-Regalen vorbei zu mir. Ich spürte, wie sich der Raum mit Widersprüchen füllte.
Ein Gespräch hatte ich erwartet, keine Belehrung. Welcher Begutachtung musste ich mich stellen? Die Geringschätzung meines Begehrens war offen sichtlich. Es nahm jemand die Position einer unfehlbaren Instanz auf selbst errichtetem Hoheitsgebiet ein.
Bei der Priesterweihe hatte mich der Bischof gefragt: „Versprichst du mir und meinen Nachfolgern Ehrfurcht und Gehorsam?“ „Ich verspreche es“, hatte ich erwidert und Loyalität zugesichert. Galt das auch gegenüber bischöflichem Bodenpersonal??
Worte, mit denen ich gelassen antworten konnte, fielen mir nicht ein. Der stark gestiegene Spannungspegel ließ es ratsam erscheinen, mich zu verabschieden. Weder wollte ich mich maßregeln, noch mir Lektionen erteilen bzw. die Leviten lesen lassen. Ich gehörte nicht dem alttestamentlichen Stamm der Leviten an, die für den Dienst im Tempel zuständig waren und alle möglichen Vorschriften einzuhalten hatten.
Für Dienste solcher Art bewarb ich mich nicht, auch nicht um Anstellung im Bischöflichen Generalvikariat. An möglichen Ränkespielen in bischöflichen Vor- oder Hinterzimmern beteiligte ich mich nicht. Ich stellte keine Hierarchien in Frage, sondern bot unentgeltlich meine Mitarbeit in einer Pfarrgemeinde an.
Ohne mich auf weitere Diskussionen einzulassen, verließ ich die Arena. Es lohnte nicht zu streiten. Ich hatte keine Hamsterfahrt angetreten, bei der es etwas zu ergattern gab. Fragen, die ich noch hätte stellen können, erübrigten sich.
Der Bischof hätte mich nicht abprallen lassen. Um seine Gunst musste niemand buhlen. Man war ihrer sicher. Er war ein Mensch mit Träumen und Visionen, mit liebender Fürsorge für die ihm Anvertrauten.
Nach meiner Rückkehr informierte ich den Pfarrer über die Begegnung mit dem bischöflichen Vertreter. Er sicherte mir zu, sich umgehend mit der bischöflichen Behörde in Verbindung zu setzen.
Viele Jahre sind seitdem vergangen. Gemeldet hat sich der Pfarrer nicht bei mir. Ob er sich auf den Grundsatz des alten römischen Rechts berief: „Minima non curat praetor – um Kleinigkeiten kümmert man sich nicht“?
Wenn das so ist, bestätigt der Vorgang: Nicht nur Naturkatastrophen können die Welt aus dem Lot bringen und Orientierungslosigkeit auslösen, sondern auch Menschen.