Der tägliche Tanz auf der Rasierklinge

Karl Sasserath, Leiter des ALZ

Die Finanzlage des ALZ, des Zentrums in Stadtmitte, ist weiterhin angespannt. HelferInnen sind willkommen. Mittagstisch ab November wieder im „Normalbetrieb“.

Gladbachs Arbeitslosenzentrum (ALZ) will den gefragten Mittagstisch ab November wieder in der „Haus-Kantine“ servieren.  

„Das geht selbstverständlich nur mit strengen Hygiene- und Abstandsregeln“, sagte ALZ-Leiter Karl Sasserath in der gut besuchten Mitgliederversammlung. Auch 2019 blieb die Finanzlage des Zentrums angespannt –  dies bei mehr Angeboten für die BesucherInnen und die Menschen im Stadtteil. Und: Das ALZ sucht dringend HelferInnen mit Ideen und Engagement. 

Noch werden die täglich 50 bis 60 Menüs frisch in der eigenen Küche zubereitet, dann wärmeerhaltend verpackt und an Bedürftige am Hauseingang Lüpertzender Straße 69 ausgegeben. Ein Kraftakt für das ALZ-Team. In Kürze wird quasi ein Schichtsystem eingeführt: Jeweils weniger Menschen werden zu Tisch gebeten, ihr Aufenthalt wird genau erfasst, Hygieneregeln (Mund-Nasen-Schutz etc.) sind ebenso vorgeschrieben wie Abstände an den Tischen. Das „Konzept Essen zu Corona-Zeiten“ ist mit der Stadt abgestimmt und für gut befunden worden. 

2019 wurden insgesamt knapp 10 000 Essen ausgegeben. Das waren durchschnittlich 47 je Tag. Bedürftige zahlen zwei Euro/Mahlzeit. Zu Beginn der Pandemie war das Haus für BesucherInnen geschlossen worden, folglich auch der Küchenbetrieb. Kurz darauf waren Essen von SpenderInnen verteilt, dann die Küche wieder geöffnet worden. Parallel wurde der Gabenzaun mit täglich 45 Lebensmittel-Tüten behängt.

„Auf weiterhin hohem Niveau“ (Sasserath) entwickelte sich der Beratungsbereich. Ob Fragen zu Hartz IV, Kündigungsschutz, Mindestlohn oder Mietproblemen – 2254 Personen bekamen Tipps, Antworten. Der Anteil der ratsuchenden Frauen war fast genau so hoch wie der der Männer. 

Beim Angebot „So bewerbe ich mich richtig“ für einen Job unterstützte das ALZ knapp 340 Menschen, 213 waren Frauen. Auch hier melden sich zunehmend (jüngere) Personen mit Flüchtlingshintergrund.

Sehr erfolgreich ist das Gesundheits-Programm mit Leiterin Justine Krause angelaufen. Behutsam und mit Partnern bietet sie sowohl ALZ-Kunden als auch Menschen in der Nachbarschaft gesundheitsfördernde Kurse an, dazu gehören gesunde Ernährung, kulturelle Teilhabe wie der Besuch des Museums Abteiberg und vieles mehr. Wert gelegt wird auf das aktive Mittun jedes Einzelnen. Mehr dazu: www.arbeitslosenzentrum-mg.de

Infolge des Quartierskonzeptes, zu dem der Stadtrat das ALZ verpflichtete, hat sich die Einrichtung deutlich nach Außen geöffnet. Will sagen: Menschen ohne Job und/oder in prekären Lebenslagen werden weiterhin intensiv begleitet, aber auch BewohnerInnen im Quartier nutzen kulturelle Angebote (Ausstellungen, Installationen), Info-Veranstaltungen. Der Garten hinterm ALZ-Haus ist/wird Schauplatz der Begegnung: mit Kunst-Objekten, Gartenprojekt von Huma-Gymnasiasten und ALZ-BesuchernInnen. 

Ziel der Quartiersarbeit ist es, das ALZ am jetzigen Standort zu erhalten. Dazu gehören allerdings umfängliche Sanierungen/Umbauten, die Geld kosten. Das ist aber (noch) nicht da. Auch der neue OB Felix Heinrichs (SPD) hatte beim Gespräch mit ALZ-Vertretern keinen Zweifel daran gelassen, dass das Zentrum da bleiben soll, wo es ist. Die Daseinsberechtigung sei wegen der Nachfrage unstrittig. 

Die finanzielle Situation des ALZ bei einem Jahresbudget von rund 330 000 Euro bezeichnet Sasserath „als Tanz auf der Rasierklinge“. Dass dieser Tanz weitestgehend gelinge, verdanke das ALZ „den Mitgliedern, einzelnen Gutmenschen, Stiftungen (Wilberz, Diergardt, Stadtsparkasse), Spendern, der Stadt MG, dem Land, der EU und der katholischen Kirche“. Weitere Spender und aktive HelferInnen sind willkommen.

Sasserath wie Vorstandssprecher Karl Boland dankten ausdrücklich den MitarbeiterInnen. Irene Fischer, das „ALZ-Gesicht“ und auch außerhalb ihres Bürobereichs der gute Geist, geht zum 1. Dezember in den Unruhestand. Für sie wird ein NachfolgerIn gesucht. Fischer bekam einen üppigen Blumenstrauß, die eigentliche Verabschiedung findet später statt.

Wenn das Zentrum 2021 eine neue Förderung für die Beratungsstelle Arbeit erhält, wird Karl Sasserath als Leiter Ende 2020 aufhören. Die einzelnen Regularien der Versammlung gingen ohne ein Nein über die Bühne, so wurde der Vorstand für 2019 entlastet. Die alten Kassenprüfer sind auch die neuen: Anette Löffler und Bernhard Wilms. 

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