Fragen Sie den Katalog

Nebelschwaden liegen über dem Fluss. Hatte die Wettervorhersage nicht anderes behauptet? Das stehe im Katalog, belehrte mich einer der freundlichen dienstbaren Geister an der Rezeption. In der Frühe sei es manchmal neblig. Warum ich so früh aufgestanden sei. Musste ich antworten? Darf ich nicht aufstehen, wann ich will? Wo ist der Katalog? Zu Hause in der Schublade. Niemand hat mir gesagt, ich müsse den Katalog befragen, um zu erfahren, wie das Wetter wird.

Der Nebel fließt kunstvoll über den Fluss. Auch das sei im Katalog nachzulesen. Künstler habe ich an Bord nicht entdeckt. Dass der Nebel fließt und sich auflöst, davon ist auch nichts zu entdecken. Im Gegenteil. Als ich nachschaue, wie weit er geflossen ist, ist er immer noch da. Dickflüssig, nicht davon fließend. Wer schreibt die Kataloge?

Seit einer Stunde liegt unser Schiff hinter dem Schlepper fest, der die Sandbank im Fluss übersehen hat. Auch ein Künstler, der Sand nicht von Wasser unterscheidet. Ich will nicht wissen, ob das auch im Katalog steht. Die Sonne wirft ihr wärmendes Licht über das dahingleitende Schiff. Soll auf Seite sechzehn stehen. Ob der Schreiber nie mit einem Schiff gefahren ist? Wahrscheinlich nur im Heißluftballon. Unser Schiff ruht; es gleitet nicht. Fest gemauert in der Erde; mitten in der Donau. Auch der Nebel ruht. Seit wann, weiß der an der Rezeption nicht. Wahrnehmung bewege sich manchmal an der Grenze der Wirklichkeit, weiß der Katalog. So handelt auch der an der Rezeption.

Wann lösen sich die Nebelschwaden auf? Kann der Fluss nicht schneller fließen und den Nebel hinter sich lassen? Dem Kapitän werde ich das sagen. Auf der Kommandobrücke sehe ich ihn sagen. Das Schiff fährt ja nicht. Wo ist er? Beim Frühstück. Er kann sich Zeit nehmen, da wir nicht fahren. Die Sandbank tut es auch. Der Kapitän könnte sich um einen neuen Katalog kümmern und sich erkundigen, wann der Nebel sich auflöst. Weihnachten will ich zu Hause sein.

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