Seit Oktober 2015 steigt die Zahl minderjähriger Ausländer, die ohne Begleitung von Erziehungsberechtigten nach Mönchengladbach kommen, rasch an. Während bis zum Sommer des vergangenen Jahres weniger als 30 unbegleitete Minderjährige in der Obhut des Jugendamtes waren, stieg deren Zahl bis Anfang noch November 2015 auf 90 an. Seit Mitte Januar sind mehr als 160 unbegleitete Minderjährige Ausländer in der Obhut der Stadt. Der Großteil kommt aus Afghanistan (73) und aus Syrien (38), die weiteren aus Albanien, Eritrea, Guinea, Irak, Iran, Libanon, Marokko, Pakistan und Somalia. Ihr Durchschnittsalter beträgt im Augenblick 16,3 Jahre.
Dies geht aus einem Bericht der Mönchengladbacher Sozialdezernentin Dörte Schall hervor, der jetzt im Jugendhilfeausschuss vorgestellt wurde. Untergebracht sind die Kinder und Jugendlichen, die ohne Begleitung nach Deutschland gekommen sind und der Stadt Mönchengladbach nach einem festen Verteilerschlüssel zugewiesen werden, ganz unterschiedlich: Die Palette reicht von Heimen oder pädagogisch betreuten Wohngruppen und Wohngemeinschaften in der Stadt und im Umland bis zu Stellen bei Pflegeeltern. Eine Reihe von Kindern und Jugendlichen ist auch bei Familienangehörigen aufgenommen worden, die bereits in Deutschland leben.
„Zunächst gelang es noch relativ gut, für die durch das Jugendamt in Obhut genommenen ausländischen Kinder und Jugendlichen geeignete Plätze in Jugendhilfeeinrichtungen oder bei Familienangehörigen zu finden. Seit allerdings durch die Einführung des Verteilverfahrens alle Jugendämter eine kontinuierliche Anzahl von Plätzen für die so genannten UMA (Unbegleitete Minderjährige Ausländer) benötigen, gibt es praktisch keine freien Plätze mehr“, betont Dörte Schall in dem Bericht.
In Zusammenarbeit mit den Anbietern stationärer Jugendhilfe in und rund um Mönchengladbach sei es gelungen, neue Plätze zu schaffen. Diese reichten aber immer noch nicht aus, auch weil Mönchengladbach nach dem aktuellen Verteilerschlüssel noch rund 30 weitere UMA in Obhut nehmen muss.
Vor dem Hintergrund der großen Zahl von UMA, die ab Dezember 2015 nirgendwo mehr untergebracht werden konnten, musste das Jugendamt Mönchengladbach – wie viele andere Jugendämter auch – Unterkünfte und eine Basisbetreuung in Hotels organisieren, um die Obdachlosigkeit der Jugendlichen zu vermeiden. Die pädagogische Begleitung der rund 30 so untergebrachten Minderjährigen wird derzeit von Mitarbeitern des Jugendamtes sichergestellt.