Jugendliche Intensivtäter sollen die „Kurve kriegen“

Mönchengladbach beteiligt sich als 19. NRW-Standort an dem vom Land geförderten Programm, das jugendlichen Straftätern einen Ausweg aus der Gewaltspirale zeigt.

Knapp 3,50 Meter (siehe oben) misst die Papierrolle, die dicht bedruckt die Straftaten eines jugendlichen Intensivtäters (JIT) aus Köln auflistet und die Innenminister Ralf Jäger heute bei der Vorstellung des NRW-Präventionsprogramms „Kurve kriegen“ im Polizeipräsidium vorstellte. „Dies ist leider ein realer Fall. Etwa 1,7 Millionen Euro Schaden von der Sachbeschädigung über Drogenmissbrauch bis zur gefährlichen Körperverletzung und hundert Opfer im Durchschnitt produziert ein jugendlicher Intensivtäter im Laufe seiner Karriere“, führte Innenminister Ralf Jäger den Lebensweg eines Hardcore-Kandidaten auf. Rund sechs Prozent der jugendlichen Straftäter begehen 60 Prozent aller Straftaten. In der Regel rutschen die Jugendlichen in eine Spirale, aus der sie aus eigener Kraft nicht mehr hinauskommen. Hier setzt das landesweite Programm „Kurve kriegen“ an, das im vergangenen November mit Mönchengladbach am inzwischen 19. Standort an den Start gegangen ist.

Liste eines „normalen“ Straftäters.

Träger des vom Land zu hundert Prozent geförderten Projektes ist der SKM Rheydt, der mit zwei Sozialarbeitern im engen Schulterschluss mit Polizei und dem städtischen Jugendamt das Projekt vor Ort umsetzt. Die Stadt hatte dazu im vergangenen Jahr einen Kooperationsvertrag abgeschlossen. Vier Mädchen und sieben Jungen erfahren aktuell das Programm, in dem sich die beiden pädagogischen Kräfte Madeleine Geraths und Semi Ayadi intensiv mit den Kindern und Jugendlichen auseinandersetzen. Gewalttraining, Rollenspiele und vor allem die Reflexion der eigenen Situation stehen bei den individuellen Maßnahmen im Vordergrund. „Es muss uns gelingen, sehr schnell ein Vertrauensverhältnis zu den Tätern aufzubauen. Dabei richten wir unser Hauptaugenmerk auch auf die Familien, uns in der Sache zu unterstützen“, so Madeleine Geraths vom SKM.

Landesweit zeigt das Programm inzwischen erste Erfolge. „Die Jugendkriminalität in NRW ist um 30 Prozent gesunken“, so Jäger weiter. Insgesamt haben 788 Kinder und Jugendliche an „Kurve kriegen“ teilgenommen. Aktuell sind es 328.  „Das Programm wirkt frühzeitig und ganz gezielt Kinder- und Jugendkriminalität entgegen. Und es ist wirtschaftlich“, sagte Jäger. Jedem in diesem Programm investierten Euro stehe ein Nettonutzen von bis zu zehn Euro gegenüber in Form von ersparten sozialen Folgekosten etwa für Erziehungshilfe, Haft und Resozialisierung. „Der Erfolg von ‚Kurve kriegen‘ ist aber nicht in erster Linie ein wirtschaftlicher, sondern ein gesellschaftlicher“, betont der Innenminister. „Wir verhindern, dass diese Jungen und Mädchen ihre Opfer weiter verprügeln, ausrauben oder erpressen. Jedes Kind, das die Kurve kriegt, ist ein Erfolg“.

v.l. Kämmerer Bernd Kuckels, Mitarbeiter der SKM

Auch die Stadt Mönchengladbach begrüßt das Programm: „Es ist ein gutes Projekt, welches in Ergänzung zu dem 2003 von Stadt, Polizei und Staatsanwaltschaft initiierten und mehrfach preisgekrönten JIT-Programm einen wesentlichen Beitrag für eine effektive Präventionsarbeit leistet“, betonte Stadtdirektor Bernd Kuckels, der in seiner Funktion als Stadtkämmerer der Stärkungspakt-Kommune auch den finanziellen Aspekt der Gesamtproblematik im Blick hat. „Das Programm hilft, die Kosten im Bereich der Hilfen zur Erziehung zu reduzieren. Im Vordergrund steht allerdings der gesamtgesellschaftliche Nutzen“, so Bernd Kuckels.
(pmg/sp)

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