„Wir sind farbiger geworden“

Foto: Irene Fischer

Irene Fischer verlässt nach 18 Jahren Tätigkeit das Arbeitslosenzentrum und wechselt in den (Un-)Ruhestand.  
Karl Boland: „Wir verabschieden eine großartige Mitarbeiterin“.

Wenn man sie fragt, wie sie es so lange aushalten konnte, dann denkt sie nicht lange nach, lacht kurz und sagt: „Menschen zu helfen, die Hilfe benötigen, das gibt mir ein gutes Gefühl, das motiviert mich immer wieder.“ Die mit dem guten Gefühl und der großen Hilfsbereitschaft verlässt jetzt das Arbeitslosenzentrum, ALZ. Nach 18 Jahren sagt Irene Fischer (63, Foto) Tschüss. Der Abschied von ihr fällt auch manchen KollegInnen und BesucherInnen des Zentrums nicht leicht.

„Ich habe mich für das Soziale entschieden“, sagt die Frau, die im ALZ eher lautlos die Verwaltung lenkt und leitet. Sie ist der erste Kontakt – ob am Telefon oder persönlich. „Irene“ begrüßt und fragt die Menschen aus: Wollen sie eine Beratung und welche, benötigen sie Unterstützung beim Erstellen der Bewerbungsunterlagen für einen neuen Job oder möchten sie bei uns essen bzw. gesundheitsfördernde Kurse besuchen. Wer beispielsweise den preiswerten, täglichen Mittagstisch genießen will, der muss seine Bedürftigkeit nachweisen und bekommt dann – von Frau Fischer – die nötige Treffkarte.

Routiniert erledigt sie den Schriftkram, trägt zur Beantragung von Zuschuss-Anträgen bei, macht die Statistik und hält engen Kontakt zu den KollegInnen. Transparenz und Teamwork ist auch für sie „enorm wichtig“. Für die 63-Jährige in Corona-Zeiten selbstverständlich: Sie packt mit an, wenn das warme Mittagessen am Hauseingang und der Gabenzaun vorm Haus an der Lüpertzender Straße mit lebenserhaltendem Inhalt ausgegeben bzw. bestückt wird. Vermissen wird sie die „schöne Weihnachtsfeier“. Mehrere Stunden bescherte das ALZ-Team jährlich rund 150 Menschen eine stimmungsvolle Feier. Irene Fischer war bei den Vorbereitungen stets der Dreh- und Angelpunkt. 2020 wird es eine solche Feier nicht geben. Corona lässt das nicht zu. „Dennoch wollen wir die bedürftigen Menschen in dieser besonderen Zeit nicht alleine lassen“, sagt ALZ-Leiter Karl Sasserath. Für diese Menschen gibt es einen „besonderen, persönlichen Weihnachtsgruß“, so der Leiter. 

Schlüsselerlebnisse hat Irene Fischer in den 18 Berufsjahren so einige gehabt. Unvergessen eine Situation, in der ein Mann um die 50 mit Weinkrämpfen vor ihr stand und um Hilfe bat: „Ich habe immer gearbeitet, jetzt ist mein Job weg, wie soll es da mit meiner Familie und mir weitergehen?“, stammelte er. Irene Fischer und das ALZ-Team konnten den Gladbacher erst einmal beruhigen. Später fand er eine neue berufliche Tätigkeit. Im Laufe der Jahre entstanden Freundschaften zu BesucherInnen.

Hat sich das ALZ im Laufe der Zeit verändert? „Ja, auf jeden Fall“, sagt die 63-Jährige. „Wir bieten mehr dringend notwendige Hilfen an, und wir sind bunter geworden.“ Gemeint: Die „Kundschaft“ ist internationaler geworden – mehr jobsuchende Menschen haben Migrationshintergrund. Irene Fischer liebt ihre Familie. Der Familienmensch hat nun mehr Zeit u.a. für die fünf Enkel und vor allem für ihren Mann Rudi. Familienalben will sie „endlich vervollständigen“, wieder mehr stricken. Und Mary soll auch mehr von ihr haben. Die Katze kam wie ihre Geschwister im ALZ-Garten zur Welt. Und gehört seitdem zu den Fischers.

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