Im Garten der Vielfalt

Foto: Silvia Erbrath

Wenn der weiße Flieder wieder blüht ist Frühling in unserer Stadt.

Die Gärten sind bunt geschmückt mit Blumen und die ersten Schmetterlinge tummeln sich auf den Blüten der Stauden und Obstbäume. Amsel, Meise und Zaunkönig singen um die Wette um ihrer Angebeteten und uns ein Lied zu zwitschern.
In manch einem Garten steht ein Maibaum, um die Jungfrau im Haus zu umwerben.

Aber aufgewacht. So war es einmal. Heute ist grau das neue grün.
Zwischen grauem Stein finden wir höchstens ein paar Kirschlorbeer, Bambus, Thuja oder die Hortensien, um dem grau einen grünen Etikettenschwindel zu verleihen. Diese Pflanzen sind teils giftig und haben keinen Nutzen für unsere heimische Tier- und Insektenwelt. Man kann sich nur wundern, warum Mama und Papa Helikopter diese Hecken pflanzen, um ihre Kinder und sich vor den bösen Blicken der Nachbarn und Passanten zu schützen.
In alter Zeit tat dies ein Holunderstrauch. Heute wird mit einem Plastikzaun nachgeholfen, um sich noch mehr abzuschotten.
Über Ästhetik darf man streiten. Jedoch nicht über die Auswirkungen auf das Umfeld. Es ist eine Frage der Zeit, wann sich dieses Material zersetzt, und der gesamte Zaun entsorgt werden muss. Auf dem Kompost geht das nicht.
Auch Vögel und Kleintiere werden hier um weiteren Lebensraum beraubt. Eine Möglichkeit diesen zu schaffen ist eine gemischte Hecke. Wer keinen Platz hat für eine Sinnvolle Gestaltung mit Weißdorn, Hartriegel oder bitte möglichst einheimischer Felsenbirne, kann dies mit Rankenpflanzen wie Efeu, wildem Wein oder bunter Clematis auf dem so sehr begehrten Doppelsteg Zaun tun. Hier finden Bienchen und Vögel Nahrung und erfreuen sich eines Brutplatzes.

Meist wird hinter diesen Plastikwänden ein Zierrasen verborgen. Auf exakt fünf Zentimeter Höhe wird hier „grüne“ präsentiert. Vor dem Kauf werden selbst Grassamen mit chemischem Dünger getränkt, damit diesem ein schnelles und gutes Wachstum ermöglicht wird. Selbst einem Regenwurm lehrt man so das Flüchten, wenn er es noch lebendig schafft das chemiegetränkte Areal zu verlassen.
Um Aufwand zu vermeiden, werden diese grünen Wüsten häufig mit Mährobotern ausgestattet. Kleine Tiere wie Igel, Küken und viele mehr werden hier oft zu Invaliden gemacht, da diese Tiere die Maschinen nicht als Feinde wahrnehmen. Die Maschinen schneiden ihnen die Füße ab. Oft werden sie von den Sensen gleich überrollt. Die meisten überleben diese Verstümmelung nicht. Diese Grünflächen sind erweiterte „Wohnzimmer“ des Menschen. Sie könnten jedoch bei seltenerem Rasenschnitt einen Beitrag zum Schutz der Biodiversität werden. Kleine und große Kinder können hier erleben, wie bunt und vielfältig unsere Welt im Garten sein kann.
Wenn eine Hummel einen Weißklee als Wippe nutzt, oder auch bunte Käfer hier eine Auszeit auf dem Löwenzahn genießen, ist das hübsch anzusehen. Einen Haarkranz aus Gänseblümchen schmückt jedes Haupt sehr königlich.

Wenn man mutig genug ist und diese Vielfalt auf dem eigenen Grund und Boden zulässt, kann man hier einen wunderbaren Lebensraum entstehen lassen.

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