Katholisches Profil

pendeluhr

Wie kam die Nachricht bei denen an, die sich im Laufe meiner Dienstjahre gelegentlich kritisch geäußert hatten?

„Ich möchte heute auf die hl. Messe zurückkommen, die Sie mit uns feierten.“ Ich hatte mit jungen Ehepaaren ein Wochenende verbracht und Gottesdienst mit ihnen gefeiert. Der Briefschreiber gehörte mit seiner Familie dazu. Er wolle mich nicht verletzen oder entmutigen, versicherte er. Dennoch zählte er Vergehen auf, derer ich mich schuldig gemacht hatte. Sein Brief sei „ von der Sorge getragen, unseren katholischen Glauben und die Einheit der Kirche zu erhalten.“ Er wolle mir in meinem Priesteramt helfen.

Nicht im Namen der Kirche oder einer kirchlichen Kommission wandte er sich an mich. Es war sein Brief. Mehr als ein Brief.

Der Vorgang, auf den er sich berief, lag Monate zurück. „Sie haben die Wandlung von Brot und Wein nicht nacheinander, wie vorgeschrieben, sondern gemeinsam vorgenommen,“ Ein liturgischer Traktat begann – verbindlich, aber unmissverständlich. Die Konsekration von Brot und Wein müsse nacheinander vorgenommen werden. Ein erster Befreiungsschlag.

„Sie haben die Kommunion evangelischen Christen gereicht.“ Das war nicht erlaubt. Der Erzbischof hatte dem Schreiber in einer Schrift zur „Interkommunion“ eine Steilvorlage geliefert. Auf sie konnte er sich erstens, zweitens, drittens berufen. Evangelischen Christen durfte die Kommunion nur gereicht werden, „wenn der betreffende evangelische Christ im Hinblick auf die Eucharistie katholisch denkt“, hatte der Erzbischof formuliert.

Einige Teilnehmer, auf die sich der Briefschreiber bezog, waren evangelischen Bekenntnisses; ihre Partner waren katholisch. Wie katholisch oder evangelisch sie dachten und lebten, entschied jeder für sich.

„Ein katholischer Priester, der evangelischen Christen die heilige Kommunion reicht, verstößt gegen die kirchliche Ordnung, auf deren Anerkennung er sich feierlich verpflichtet hat.“ Der Schreiber vermisste mein katholisches Profil. Am bedingungslosen Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes, wie ihn die Kirche verkündet, hatte ich gerüttelt.

Ich fühlte mich getroffen, betroffen von den Aussagen, mit denen ich konfrontiert wurde. Eine Empfehlung des Briefschreibers mobilisierte besonders meinen inneren Widerstand: Ich möge doch prüfen, ob bei den betreffenden Personen der Wunsch einer zur Konversion zum katholischen Glauben bestehe. In Mischehen werde das Schwierigkeiten beseitigen und irreguläres Verhalten verhindern.

Ich sah mich nicht veranlasst, eine Debatte zu führen. Den angesprochenen Zumutungen verweigerte ich mich. Ein bekannter Dogmatiker hatte sich anerkennend geäußert, wenn Christen verschiedenen Bekenntnisses sich zu offenen Kommunion-Feiern trafen. Ihr mache den Kirchen den Skandal der Trennung bewusst.

Dem Teilnehmerkreis blieb der Briefschreiber von da ab fern. Das aus seiner Sicht Gott wohlgefällige Leben, welches in Beruf und Familie zu führen war, konnte mit dem Leben eines Priesters nicht kompatibel sein, der sich nicht an kirchliche Normen hielt.

Wie der Schreiber zwei Jahre später meine Laisierung beurteilte, teilte er mir mit. „Wir akzeptieren diesen Schritt, wenngleich wir sehr traurig sind.“ Seine Familie stand einer Organisation nahe, deren Gründer von Papst Johannes Paul II. zur Ehre der Altäre erhoben wurde. Sie nennen sich Christen „mitten in der Welt“ und vergleichen sich mit geistlichen Tankstellen, die über das Land verstreut sind.

Das nahm ich zur Kenntnis und respektierte es. Ich tanke woanders.

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