“Politik beginnt mit der Betrachtung der Wirklichkeit“

Für das Bildungsgeschäft ist dieser Satz von Kurt Schumacher von zentraler Bedeutung, beginnt Beigeordneter Dr. Gert Fischer aus Mönchengladbach.

Er hatte im Schulausschuss den Part übernommen, über die Auswirkungen der Corona–Pandemie im Schulbereich in Mönchengladbach zu berichten.

Es wurde eine ca. 45-minütige Darstellung seiner persönlichen Meinung über den angebrachten Umgang mit den Themen wie Schulöffnung, Formen des Unterrichtes und die Notwendigkeit von digitalem Unterricht.
Er betont ausdrücklich, man müsse immer bedenken, aus welchen Beweggründen jemand etwas sagt. Er erlebe es oft, dass jemand sich aus der Verantwortung stehlen will. Dann solle man bedenken, welches Ziel mit einem Argument, welches richtig sein könne, verfolgt wird.

Es war für die Sitzungsteilnehmer zumindest zeitweise sehr anstrengend, solchen unklaren Meinungsäußerungen die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken.
Fischer gab eine Lehrstunde in Verwaltungsrecht, langatmig, um Verständnis bittend. Natürlich sieht er die Kommunikation der Stadt als „immer transparent“ an. Es dürfe allerdings nicht alles gesagt werden.
„Die Schulen gibt es nicht“ belehrt Fischer seine Zuhörer, verweist auf ca. 38.500 Schüler, ca. 2.500 LehrerInnen an 80 Schulen in Mönchengladbach, er betont damit die Vielfältigkeit und den Differenzierungszwang.

Unser Dezernent hasst den Begriff Zuständigkeit, verweist wiederum auf die unterschiedlichen Interessen zwischen Land und Kommune und Kommune und Schulträger.

Diese Unterschiede sieht er auch bei den Schülern.
Die Medien haben es schwer sagt Fischer. Es werden Einzelpunkte herausgegriffen, auf diese stürzen sich die Medien lautet seine Pauschalkritik. „Ich habe Verständnis dafür “, äußert er schwer nachvollziehbar.

Die Frage des Abstandes von 1,5 Metern ist das Lieblingsthema unseres Dezernenten nach eigener Aussage. Die Maskenfrage solle jede Schule selber entscheiden.
Er selber hält es lieber persönlich ohne Abstand und ohne Maske, obwohl die Sitzungsleiterin zu Beginn der Veranstaltung ausdrücklich um die Einhaltung gebeten hatte.
Fischer trägt in der Sitzung keine Maske und spricht TeilnehmerInnen mit geringem Abstand direkt an und diskutiert mit ihnen, scheinbar passt das zu seiner Vorbildfunktion.

Irgendwann in seiner Ausführung kommt Fischer zu digitalen Themen. Fischer: „ Es gibt sicherlich in jedem Haushalt ein Art von Endgeräten. Drucker schon nicht mehr in so vielen.“
Niemand habe sich bis zum März mit diesem Thema beschäftigt und man dürfe sich nun darüber nicht wundern, in dieses Loch sei man jetzt hineingefallen.

Man müsse sich auch mit dem menschlichen Faktor beschäftigen, will man daran etwas verbessern. Er meint zu wissen, dass laut Elternschaft viele Kinder zu Hause nicht lernen wollen. „Sie wollen nicht, sagen ca. 30% der Eltern, dies besagt ein Bericht in der Rheinischen Post“, so Fischer. Noch größer solle die Zahl bei den Pädagogen sein glaubt er.
Fischer will den Lehrern eine Linksammlung zukommen lassen. Dann kann sich jeder anschauen, welche Tools es für Homeschooling gibt. Fischer betont, dass er das nicht wirklich beurteilen kann.

Für Fischer ist die Beschaffung von Gerätschaften nur ein “Kurieren an Symptomen“, dass müsse man sich eingestehen.
Letztendlich forderte er: „Lassen sie uns mit den Fakten beschäftigen und nicht mit Befindlichkeiten, Interessen sind nicht Fakten.“

Seinen Bericht, der eher einer Entschuldigungsrede, Benennung von Verantwortlichkeiten Anderer und Begründung für die Verhinderung eigener Aktivitäten ist,beendete er mit dem Hinweis: „Es gibt keine einfachen Lösungen“. Der Applaus aus den Groko-Reihen war Dr. Fischer sicher.

Ein Antrag der FDP auf Beschaffung von digitalen Endgeräten für Schüler ohne Zugriff auf solche wurde von der CDU/SPD-Mehrheit abgelehnt.

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5 Kommentare zu "“Politik beginnt mit der Betrachtung der Wirklichkeit“"

  1. Reinhold Schiffers | 8. Juni 2020 um 18:37 |

    Schade, dass neben den in den Kommentaren zutreffend beschriebenen Äußerungen des Schuldezernenten meine inhaltlichen Ausführungen, was jetzt erforderlich ist, um als Stadt im Rahmen der erweiterten Schulträgerschaft, die eigene Verantwortung wahrzunehmen offensichtlich von den Anwesenden Gästen nicht gehört wurde. Diese Ergänzungen die ich für die SPD gemacht habe, machen deutlich, das jetzt neben der Umsetzung des Sofortprogramms, um die sich die Schulverwaltung prioritär und eben nicht abwartend zu kümmern habe, ein kommunales Fortbildungsprogramm für die Lehrkräfte aller Schulen initiieren müsse. Dabei kann in Mönchengladbach angeknüpft werden an die überaus positiven Erfahrungen, die mit der Struktur und den Inhalten der Fortbildungen zum kooperativen Lernen und zum Lerncoaching gemacht wurden. Hier hat die Stadt proaktiv gehandelt, öffentliche Mittel und Sponsorengelder in erheblichen Umfang mobilisiert.
    Daneben habe ich für die SPD den Vorschlag für eine groß angelegte Sommerschule gemacht, in der die nicht genutzten Gelder aus dem Bildungs-und Teilhabepaket (nach Schätzung der SPD mehr als 1 Mio€) genutzt werden können. So könnte für die SchülerInnen, die unter den schwierigsten Bedingungen den Lockdown erleben mussten, eine Brücke zu dem geschaffen werden, was nach den Ferien beginnt.
    Also keineswegs zufriedenes Zurücklehnen seitens der SPD sondern klare Vorstellungen, wo die Schulverwaltung unter Leitung des Schuldezernenten aktiv werden sollte.

  2. Carsten B. | 31. Mai 2020 um 14:33 |

    Als Lehrer zu diesem Thema den zuständigen Dezernenten zu hören, könnte gut sein. Das hatte ich mir gedacht. Der Start mit Kurt Schumacher ließ hoffen.
    Die Zeit die ich im Haus Erholung zubrachte, hätte ich sinnreicher füllen können. Gerede über/um, ja was eigentlich? Daß es keine einfachen Lösungen gibt, wußte wohl schon jeder der Anwesenden. Daß es nicht reicht Symptome zu behandeln auch. Aber, wenn ich auch kein Mediziner bin, wenigstens an die Symptomatik gehen, bis die Ursache gefunden ist. Ansonsten müsste man überlegen, ob wir eigentlich palliativ Versorgung brauchen. Sind ja auch nur Symptome, die da behandelt werden. Ja ich weiß, der Vergleich hinkt, aber intelligentere Äusserungen habe ich schon erwartet. Planen kann man auch nicht. Erst mal warten und schauen. Gelder sind vom Bund bereitgestellt, das ist Fakt. Wenn auch nicht klar ist wieviel, warum nicht ein paar Gedanken daran verschwenden, in welchen Bereich der Schulen sie grundsätzlich gehen sollen. Wäre nicht das erste Mal, daß der Bürger sich irgendwann fragt, wo Gelder denn nun stecken.
    Einen sehr unangenehmen Moment möchte ich nicht unerwähnt lassen, weil die Szene mich immer noch beschäftigt. Dr. Fischer geht ohne Maske nah an Anwesende heran!! Der Abstand war nicht einmal ein Meter!! Wenn er selber abenteuerlustig ist, gerne. Aber ich möchte nicht, daß mir jemand so nahe kommt. Wenn demnächst eine Pressesprecherin hoffentlich nicht fehlt…Man hätte ihn darauf hinweisen müssen! Fazit der Veranstaltung: Das wäre doch nicht nötig gewesen. An unseren Schulen wird weiterhin nichts passieren.

  3. Karolin Korthals | 31. Mai 2020 um 14:08 |

    Wenn CDU / SPD es ernst meinen mit ihrem Motto „Aufstieg durch Bildung“ oder „Kein Kind zurücklassen“ müssen sie sich mehr um die Arbeiter-, Hartz-IV- und Migrantenkinder bemühen.

    Der Fraktionsantrag „Digitales-Sofortprogramm für bedürftige Kinder“ der SPD/CDU-Ratsfraktion widerspricht den bildungspolitischen Zielen beider Parteien. Das passt auch nicht in eine Gesellschaft, die auf digitalen Wandel und Solidarität setzt.

    Mönchengladbach soll eine „soziale Stadt“ werden, jedes Kind soll den Aufstieg schaffen können so die Versprechungen. Die Versprechungen der Groko Mönchengladbach werden von bildungspolitischer Tatenlosigkeit begleitet. Die Bilanz fällt schon seit Jahren ernüchternd aus, bei der Zahl der Schulabbrecher ist Mönchengladbach Spitzenreiter.

    Mönchengladbachs Kindertagesstätten und Schulen bauen die Spaltung der Gesellschaft in Gewinner und Verlierer nicht ab, sondern verfestigen sie. Die mangelnde digitale Ausstattung trifft die Gruppe der einkommensschwachen am stärksten.

    Auf diese Themen ist der Protagonist des Schul- und Bildungsausschusses am 27.05.2020 nicht eingegangen. Die bildungspolitischen Weichen werden in Mönchengladbach falsch gestellt und das hat Auswirkungen, die weitaus größer sind als der Abzug der Textilindustrie.

    Es gibt viel zu tun: „Abwarten und Tee trinken“ reicht nicht liebe Groko!

  4. Dirk Gemmen | 31. Mai 2020 um 12:26 |

    Ach du Schande, was war das denn, Geschwurbel im Schulausschuss?
    Kann Fischer nur Kultur, dann soll er sich aus der Politik zurückziehen.
    Kurt Schumacher zu mißbrauchen reicht nicht.
    Die Schulen brauchen erhebliche Unterstützung, keine Linkadressen.

  5. Thomas Wasilewski | 31. Mai 2020 um 12:15 |

    Der Schul- und Bildungsausschuss verstärkt durch seine Politik die vorhandene Chancenungleichheit. An diesem Tag hatte ich einen klaren Fahrplan erwartet, wie es mit den digitalen Endgeräten auf Leihbasis weitergeht – und wurde maßlos enttäuscht.

    Erwartet hatte ich auch eine Diskussion darüber: „führt die Digitalisierung an den Schulen zu einer Spaltung der Stadtgesellschaft. – wie sollen die bedürftigen Schüler*innen mit der Entwicklung Schritt halten.“ Die Themen wurden ausgeblendet!

    Der Digitalpakt II wird mir in Mönchengladbach zu zögerlich umgesetzt – viele Kinder verlieren wertvolle Schulzeit.

    Die Ratsfrauen und Ratsherren sollten überlegen ob sie sich das leisten wollen und können.

    Vielleicht hilft die Mahnung unseres Papas:

    Mit der Ausschließung ist die Zugehörigkeit zu der Gesellschaft, in der man lebt, an ihrer Wurzel getroffen, denn durch sie befindet man sich nicht in der Unterschicht, am Rande oder gehört zu den Machtlosen, sondern man steht draußen. Die Ausgeschlossenen sind nicht „Ausgebeutete“, sondern Müll, „Abfall“.

    So fühlte es sich an – als ich da saß mit meinem T-Shirt „Schulcomputer sofort“.

    Frohe Pfingsten

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