Die Pflege – Rahmenbedingungen sind dringend verbesserungsbedürftig: Bundesregierung und Gesetzgeber sind vorrangig in der Verantwortung

Pflegenotstand

Der Neusser Pflegetreff hat sich am 13.05.2014 in Anwesenheit von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und weit über 300 Gästen intensiv mit den Pflegesystemen befasst und mit Hilfe von hochkarätigen Podiumsgästen verdeutlichen können, dass eine bessere Pflege nur gelingen kann, wenn aufgrund entsprechender politischer Entscheidungen mehr Pflegekräfte an die Pflegebetten gebracht werden können.
Die vielfach erwartete gute Pflege erfordert mehr Zuwendung durch ausreichend qualifiziertes Personal. So einfach kann die Reformbotschaft sein!
Um die insoweit zu treffenden Entscheidungen vorzubereiten, wurde dem Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe ein über 80 Seiten umfassendes Statement mit „Anforderungen an die von der Großen Koalition (GroKo) in Aussicht gestellte Pflegereform 2014“ übergeben.

 

Dieses Papier, auch im Internet abrufbar (> http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/Pressemitteilungen/PflegereformGroKo_Erfordernisse2014.pdf ), hat den Bundesgesundheitsminister offensichtlich mehr als beeindruckt und ihm Veranlassung gegeben, ein weiterführendes Fachgespräch in seinem Ministerium anzuregen.
Dieses Gespräch konnte Werner Schell, Vorstand von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk, am 08.07.2014 in der Hauptstelle des Bundesgesundheitsministeriums in Bonn mit der Abteilungsleiterin IV, Frau Kraushaar, bzw. dem Unterabteilungsleiter 4, Herrn Dr. Schölkopf, führen. Werner Schell wurde von der Pflegedirektorin des Lukaskrankenhauses Neuss, Frau Andrea Albrecht, begleitet und unterstützt.

In dem zweistündigen Gespräch hatte Werner Schell nochmals Gelegenheit, seine Sicht der Dinge, wie eine Pflegereform 2014 gelingen kann, vorzutragen.
Dabei wurde u.a. ausgeführt, dass die vielfältigen Mängel im Gesundheits- und Pflegesystem zweifelsfrei auf zu geringe Pflegepersonalausstattungen zurückzuführen sind.
Die Stellenschlüssel für die Pflegeheime sind regional unterschiedlich und völlig unzureichend vereinbart.
Für die Kliniken gibt es überhaupt keine zwingenden Stellenschlüssel.
Die seit Jahren beklagten Mängel beruhen in erster Linie darauf, dass nicht genügend pflegewissenschaftliche angemessene Pflege organisiert werden kann.
Die Zuwendung zu den Menschen kommt klar zu kurz!
Hierin ist der Hauptgrund für die immer wieder beschriebenen Pflegemängel zu sehen.
Die anstehende Reform der Pflegesysteme erfordert daher vielfältige Erwägungen und muss sich nach Auffassung von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk auf Schwerpunkte konzentrieren. Mit Rücksicht auf den näher beschriebenen Pflegenotstand muss eine ausreichende Gestellung von Pflegefachpersonal gewährleistet werden. Nur so kann die allseits für erforderlich erachtete Zuwendung organisiert werden. Alle anderen Reformmaßnahmen haben nachrangig zu erfolgen.

„Geld pflegt nicht“. In diesem Sinne wird auch weiterhin gegenüber dem Parlament zu argumentieren sein.
Diese Sicht notwendiger Reformmaßnahmen wurde eindrucksvoll von der Pflegedirektorin Andrea Albrecht unterstützt. Sie konnte anhand ihrer jahrelangen Erfahrungen als Führungskraft – seit Jahren als Pflegedienstleiterin im Lukaskrankenhaus Neuss tätig – deutlich machen, wie sich die pflegerische Situation seit Einführung des Abrechnungssystems nach Fallpauschalen verändert hat und immer weniger Pflegezeiten für immer mehr schwer kranke Patienten zur Verfügung stehen.
Frau Albrecht sieht auch die Notwendigkeit, vieles auf Landesebene anzustoßen. „Die Ausbildung in der Alten- und Krankenpflege muss attraktiver werden. Schon jetzt fehlen uns die Fachkräfte“, so Frau Albrecht weiter.

Der (21.) Pflegetreff wird sich am 22.10.2014, 16.00 – 18.00 Uhr, im Jugendzentrum „Kontakt Erfttal“ (großer Saal), Bedburger Straße 57, 41469 Neuss-Erfttal, erneut mit Fragen einer patientengerechten Palliativversorgung und Hospizarbeit befassen
(Näheres im Forum unter folgender Adresse: http://www.wernerschell.de/forum/neu/viewtopic.php?f=7&t=20451 ).
Es wird dann u.a. erneut darzustellen sein, dass eine angemessene Pflege von schwer kranken bzw. pflegebedürftigen Menschen nur mit mehr Pflegekräften ermöglicht werden kann.
Der (22.) Pflegetreff wird sich Anfang 2015 ebenfalls dem Pflegenotstand und den Reformerfordernissen zuwenden.
Werner Schell
Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk

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1 Kommentar zu "Die Pflege – Rahmenbedingungen sind dringend verbesserungsbedürftig: Bundesregierung und Gesetzgeber sind vorrangig in der Verantwortung"

  1. Martina Lenzen | 10. August 2014 um 20:26 |

    In der Verantwortung stehen wir alle, denn es ist doch klar, dass die Einstellung von qualifiziertem Pflegepersonal nicht Schritt halten kann mit dem, was wir immer demografischen Faktor nennen: geburtenstarke Jahrgänge, immer weniger Hausärzte, so dass die Betreuung sich weiter verschlechtern wird´. Immer mehr Menschen werden aus den Heimen ins Krankenhaus abgeschoben.
    Für viele demente Menschen ist unser Sommerfußballmärchen keins gewesen: Pfleger, Angehörige im Urlaub oder vor dem Fernseher und somit noch weniger Menschen, die zum Essen und besonders zum Trinken animieren. Gehirn braucht Wasser.
    „Nicht verdursten lassen!“ Keine Aktion der Politiker, der Menschenrechtsgruppen, der Kirchen, der Aktion Mensch, der BzgA, …..
    Dafür konnte man niemanden begeistern.
    Dehydriert sein heißt Verwirrung, Qual, Schwindel und Sturzgefahr.
    Viele Alte bleiben benommen im Bett.
    Wir haben doch keinen Erkenntnismangel. Gehen wir in die Heime. Zwar stinkt der Fisch am Kopf, aber wir können alles etwas dafür und etwas tun.
    Taten müssen der Empörung folgen. Die Pflege ist am Boden,
    wir müssen alle aufstehen, den Hintern hochkriegen. Wir sind das Volk.
    „Geld pflegt nicht!“ Aber da ein alter Mensch ja mehr ist als ein Auto, das gewartet werden muss,
    sollten wir ergänzen: „Geld umarmt nicht.“
    Auch die ehemaligen Kinder brauchen Liebe.

    Freundlichen Gruß
    Martina Lenzen

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