Schwebezustand

pendeluhr

Überraschenderweise schwankte mein Gemütszustand zwischen widersprüchlichen Gedanken und Gefühlen, zwischen wollen und nicht wollen. Mich überraschte die eigene Ratlosigkeit. Die Pendeluhr geriet aus dem Takt. Die Souveränität, die ich mir eingeredet hatte, war dahin. Richtungslosigkeit und Verzagtheit drohten übermächtig zu werden.

Ich befand mich im Schwebezustand: Annahme scheinbarer Aussichtslosigkeit des Verfahrens auf der einen, Durchhaltebereitschaft auf der anderen Seite.

Woher sollte ich Kraft und Mut nehmen, mich auf das weitere Geschehen einzulassen?

Ich war nicht gewohnt, mich als Widerstandskämpfer zu profilieren. Empfahl es sich daher, Konflikten aus dem Weg zu gehen, mich mit dem Negativ-Bescheid abzufinden und auf eine Laisierung zu verzichten? Bestand nicht die Gefahr, mit einem zweiten Antrag mehr zu verlieren als zu gewinnen?

Es schien etwas dafür zu sprechen, die Notbremse zu ziehen und die Grenzen zu akzeptieren, welche die Realität der Dispens-Verweigerung meinem Begehren setzte. Mir würde Ungemach erspart bleiben. Wenn beim Tennisspiel der erste Aufschlag oder sogar der Matchball nicht sitzen, kann das den Spieler in eine prekäre Lage bringen.

Unterzog ich mich einem unnötigen Crashtest, wenn ich gegen den ablehnenden Bescheid Einspruch einlegte, da der Ausgang des Verfahrens nicht absehbar war? Sprach nicht einiges dafür, die Erkenntnis Gustav Stresemanns, Politiker der Weimarer Republik, zu beherzigen, aus Niederlagen lerne man mehr als aus Siegen?

Ich befand mich in der Zwickmühle. Mich in christlicher Demut fügen und widerspruchslos in mein Schicksal ergeben – welche Reaktionen würde das bei denen auslösen, die mit mir in Verbindung standen? Das Pendel meiner Uhr schwankte zwischen Aufgeben und Durchhalten, zwischen Hoffen und Resignieren, zwischen Gewissen und Pflicht, zwischen bleiben und gehen.

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