Eine Dieselei

Kolumne

Es war einmal. Auf deutschen Wegen und Straßen dieselte es fünfzehn Millionen Male. Überall auf unserem Planet dieselte es. An ihren Dieseln sollt ihr sie erkennen. Rudolf Diesel hatte die märchenhafte Diesel-Idee vom Diesel-Motor. Er ahnte nicht, dass er sich einhundert Jahre später ein Diesel-Burnout einhandeln musste und jemand war, gegen den sich die Götter verschworen hatten. Ein Träumer, der auf die Realität stieß. Traum-Deuter heute sprechen nicht über ehemalige Zeiten und Vertreter einer abgelaufenen Epoche. Alte Häuser werden lieber abgerissen als restauriert.

Es war einmal. Einhundert Jahre vor Herrn Diesel tüftelte ein französischer Ingenieur, Monsieur Carnot, an einer „idealen Wärmekraftmaschine“. Der Tüftelei hätte er Taten folgen lassen, wenn er es vermocht hätte. Er vermochte es nicht. Ein Glück für ihn. Er hätte sich darüber ärgern müssen, dass seine Tüftelei zur Dieselei entartete und diese eines Tages als umweltschädliche Dreckschleuder diffamiert wurde.

Die Diesel-Problematik ist bekannt. Nach Abgasen oder sonstigen Folgen fragte lange kaum jemand. Alltägliche Belanglosigkeiten. Ärgerlich, dass diejenigen, die sich verantwortlich fühlten und Dieselei-Geschäfte machten, sich selbst aus der Pflicht entließen, die Diesel-Stänkerei nicht zugaben oder als gelöst deklarierten – so wie die Gans, die sich im Wasser bewegt, aber nicht nass wird.

Neue Lösungen sind in Sicht: Gib mir deinen Diesel, und ich gebe dir große Geldscheine für ein dieselei-loses Gefährt. Ein Geschenk des Himmels. Die aktuelle Informations-Kampagne. Ein paar Geldscheine muss du draufzahlen. Wiedergutmachungs-Ansprüche? Wofür? Du tust es gern; denn dann bist Du diese dieselei-los. Was ich mit dem Diesel mache, verrate ich dir nicht. Vielleicht entdiesele ich ihn und finde jemanden, der nichts von Dieseleien gehört hat. Aus allem lässt sich etwas machen. Verhaltenskreatives Selbstermächtigungsgesetz – der Schutzpatron der Leichtgläubigkeit. Neues muss nicht neu sein, wohl neu klingen. Gelobt sei das Unperfekte auf der diesel-losen Reise in die Glückseligkeit. Mancher Fleck geht eben nicht raus.

Von Umwelt-Aktivisten, die jetzt auf den Plan treten und über Diesel wie über Atom-Müll fabulieren, war bis vor Kurzem wenig zu hören. „Lerne leiden, ohne zu klagen.“ Alter preußischer Grundsatz. „Lerne klagen, ohne zu leiden.“ Die zeitgemäße Version. Sie haben es immer gesagt. Sie haben es immer gewusst. Nur andere haben es immer ignoriert.

Es war einmal. Woher stammt das Diesel-Märchen? Hat es wirklich Herr Diesel erzählt?

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