Fliegen

pendeluhr

An den Felswänden des Westufers der Insel Helgoland vollzieht sich einmal im Jahr ein dramatischer Vorgang. Drei Wochen lang haben Lummen-Meeresvögel ihr Junges aufgezogen. Wenn es groß genug ist, verlocken die Eltern es, sich aus der sicheren Nische an der Steilküste dreißig bis vierzig Meter tief ins Wasser zu stürzen. Einige kommen dabei um. Aber das Lummen-Küken hat keine andere Wahl, da die Nahrung nicht für alle ausreicht.

Vom Lummen-Sprung ist die Rede. Vom Mut, sich auf unsicheres Terrain zu begeben. Von der Bereitschaft, gegen den Strom zu schwimmen. Lummen schaffen das. Bären auch. Die Bären-Mutter klettert zusammen mit dem jungen Bären auf einen hohen Baum zu den süßen Früchten. Während der Kleine frisst, tritt die Bären-Mutter den Rückzug an. Wenn das der kleine Bär merkt, jammert er. Aber er erkennt, dass er auf den Boden zurück muss, und klettert aus eigener Kraft herunter.

Eines Tages begegnete ich einem Menschen, der meine Lebenspläne in Frage stellte. Damit hatte ich nicht gerechnet. Das hatte ich mir nicht träumen lassen. Alles Bisherige schien umsonst gewesen. Was würden jene sagen, die meine bisherige Lebensplanung kannten und sich zusammen mit mir engagiert hatten?

Ich wollte wollen, mochte nicht wollen, wagte nicht zu wollen. Dann entdeckte ich meine Flügel. Zuerst wagte ich nicht, sie zu entfalten. Ich wagte nicht zu fliegen. Irgendwann flog ich.

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