Haushälterin gesucht

pendeluhr

Als meine Priesterweihe bevorstand, hatte ich mich um eine Person bemüht, die sich um meinen Haushalt kümmern würde. Meine Mutter stand nur begrenzt zur Verfügung. Ich gab eine Annonce auf und wartete auf die Dinge bzw. Personen, die kommen würden.

Es meldeten sich zu meiner Überraschung viele Frauen. Alle wollten kommen, am liebsten sofort ihren Dienst antreten. Die Briefe landeten im Sammelordner und befinden sich immer noch darin.

Eine Bewerberin meinte es besonders gut: „Am Anfang eine zaghafte Frage: Nehmen Sie auch eine Frau mit einem lieben neunzehnjährigen Jungen?  Meinen Haushalt möchte ich auflösen. Es müsste doch möglich sein, meinem Jungen und Ihnen – als liebender Ersatz für Ihre Mutter – eine sorgende Mutter zu sein. Gut wäre es, wenn Sie nicht viele Möbel hätten; ich kann nicht alles hier stehen lassen. Auch habe ich eine vollautomatische Waschmaschine. Wenn Sie nicht antworten, nehme ich es als Absage.“

Ich antwortete nicht. Auf zwei Mütter, einen Jungen, einschließlich Möbel und Waschmaschine, wollte ich mich nicht einlassen.

Dass die Anwesenheit einer Haushaltshilfe beitragen kann zum gelingenden Leben eines Klerikers, war unstrittig. Gemeinsamer Erfahrungsaustausch und ein freundschaftliches Verhältnis können zu einer wohltuenden Atmosphäre beitragen. Dennoch ging ich in die Defensive.

Dazu trugen vor allem die Zeilen einer anderen Briefschreiberin bei: „Sie haben eine große Verwandtschaft. Sollte sich denn niemand zu einem Opferleben bereit erklären und es sich zur Ehre anrechnen, Ihnen den Haushalt zu führen?“

Der Brief machte mich betroffen. Die Karikatur eines gesellschaftlich verankerten Priester- und Frauenbildes wurde darin deutlich. Mein Unverständnis fasste ich nicht in Worte. Ich hätte es tun sollen.

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