Nur noch Trickdiebe und brutales Verhalten?
In welcher Gesellschaft wollen wir leben?

„Dreiste Masche in Mönchengladbach: Trickdiebe bestehlen Senioren.“ „Senioren werden Opfer brutaler Raubüberfälle in ihrem Zuhause.“ Fast alltägliche Schreckensmeldungen. Zugespitzt lauten sie so: „Die Polizei nahm drei junge Männer fest. Im Hausflur prügelten sie auf ein Rentnerpaar ein. Mit Schlägen und Tritten verletzten sie beide schwer. Als Nachbarn Hilfeschreie hörten, riefen sie die Polizei. Für den Mann kam Rettung zu spät: Er starb in der Nacht im Krankenhaus.“

In welcher Gesellschaft leben wir?

Sind wir machtlos gegen Terror und Gewalt in unserer Nachbarschaft, in unseren Städten, in unserem Land? Werden, wie man behauptet, die Kleinen bestraft und die Großen laufen gelassen? Bestimmt das Gefühl von Hilflosigkeit unser Alltagsleben? Besorgt fragen viele, ob Brutalität und Menschen verachtendes Verhalten neue Dimensionen erreichen.

Laut polizeilicher Kriminalstatistik werden ältere Menschen nicht öfter überfallen als vor zehn Jahren. Tatsache ist dennoch: Diese Zielgruppe wird verstärkt von Tätern ausgesucht.

Es gibt auch „die Anderen“: Ein Handwerker fand bei Sanierungsarbeiten im Bad einer leer stehenden Wohnung unter der Badewanne in einer Plastikdose neuntausend Euro und informierte die Mönchengladbacher Polizei. Möglicherweise gehörte das Geld dem früheren Mieter der Wohnung. Mg-heute berichtete darüber.

Vierzigtausend Euro fand eine Reinigungskraft in einer Tasche, die ein Hotelgast in einem Mönchengladbacher Hotel vergessen hatte. Behalten oder abgeben? Sie gab die Tasche samt Geld an der Rezeption ab.

Ich tankte an einer Tankstelle. Als ich zahlen wollte, stellte ich fest, dass ich ohne Geld und Kreditkarte unterwegs war. Ein mir unbekannter junger Mann hinter mir an der Kasse sagte dem Kassierer: „Ist mir auch schon passiert.“ Er zahlte für mich und verschwand.

In welcher Gesellschaft leben wir?

Haben wir verlernt, was gewaltfreie Kommunikation bedeutet? Sie soll uns befähigen, so miteinander umzugehen, dass Vertrauen, Zutrauen und Freude unser Leben prägen. Menschliches Zusammenleben geschieht nicht konfliktfrei. Es gibt „Spielregeln“, die zum gelingenden Miteinander beitragen können. Nicht jede „Regel“ lässt sich verbindlich für jede Form von Gemeinschaft vorschreiben. Daher können sie verschieden klingen, aber gleiche Ziele verfolgen:

Wer vorher viel sagt, muss nachher viel zurücknehmen.
Was man auf dem Herzen hat, sollte man manchmal für sich behalten.
Schweigen kann beredter sein als die Zunge.

Solche und ähnliche „Regeln“ haben zu tun mit der „Goldenen Regel“, die bereits Konfuzius fünfhundert Jahre vor unserer jetzigen Zeitrechnung kannte: „Was du nicht willst, dass man dir es tu, das füg auch keinem andern zu.“

Trickdiebstahl und brutales Verhalten schaffen wir nicht mit einem Schlag aus der Welt. Wir brauchen keine Lichtgestalten, die das für uns erledigen. Wir selbst sind gefordert:
Wann hören wir auf, andere zu belehren, wie „richtiges Leben“ auszusehen hat?
Wann hören wir auf, euphorischem Größenwahn zu huldigen, der niemanden neben sich duldet?
Wann hören wir auf, uns selbst anzuhimmeln statt unser Gegenüber?
Wann hören wir auf, nur unsere Ruhe haben zu wollen?
Wann hören wir auf, Gaffer zu sein, statt Hand anzulegen?
Wann hören wir auf, uns als alleinige Retter der Erde zu präsentieren?
Wann sorgen wir dafür, dass jeder seinen geschützten Rückzugsort findet, um den er nicht bangen muss?

Ich bleibe Optimist. Manchmal geschehen Wunder.

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