Richtung Süden – Antarktis

Wo geht’s zur Antarktis? Richtung Südpol, gegenüber dem Nordpol. Eisberge, kleine und haushohe. Farbenspiele. Blau-, Rot- und Grüntöne wetteifern  im Sonnenlicht. Antarktis. Gegen-Arktis. Nur den kleinen Zipfel der Antarktischen Halbinsel können Kreuzfahrtschiffe im antarktischen Sommer anfahren. Im antarktischen Winter scheint die Sonne nicht, im antarktischen Sommer 24 Stunden am Tag. Ob das alle Passagiere wissen? Wer den Tag über am Pool liegt – Schiff mit aufklappbarem Sonnendeck – hält das nicht für wichtig.

Fünf Grad plus zeigt das Thermometer an. Makellos steht die Sonne am stahlblauen Himmel. Es ist windstill. Dem Kreuzfahrtriesen, der über Ushuaia auf Feuerland und an Kap Horn vorbei hier her gefunden hat, gefällt das Wetter. Die weiße Außenhaut des Schiffs glänzt im türkisfarbenen Wasser, eingefangen vom beeindruckenden Panorama. Schroffe, mit Eis und Schnee bedeckte Gebirgszüge. Eine Traumwelt. In der oft nur wenige hundert Meter breiten bzw. engen Fahrrinne glitzern Eisschollen und Eisberge. Seerobben räkeln sich in der Sonne. Schon während der Fahrt durch die chilenischen Fjorde standen die Reisenden fasziniert an der Reling – einige, weil ihr Magen gegen die Schaukelbewegungen des Schiffes revoltierte.

Antarktis, Kontinent unter Eis. Fast kreisrunder Kontinent, eineinhalb Mal größer als Europa, bedeckt mit einer bis zu 4500 Meter hohen Eisdecke, die Dreiviertel der weltweiten Süßwasser-Reserven enthält. Gigantische Tafeleisberge brechen vom Schelfeis ab. Tausende Kilometer können sie auf dem Meer treibend zurücklegen. Ließen sie sich abschleppen Richtung Sahara als Süßwasserspeicher?

Dass wir eintausend Kilometer von der Südspitze Südamerikas entfernt sind, registrieren nicht alle. Football-Übertragungen in der Lounge und Glücksspielautomaten beanspruchen Aufmerksamkeit. Wer kann sich für den Geographischen Südpol oder für den Magnetischen Südpol interessieren, wenn gleichzeitig zur Kunstauktion geladen wird? 8000 Dollar-Bilder wandern ins Reisegepäck. Von der Gegend, durch die das Schiff während dessen fährt, muss man nichts mitbekommen.

Das aber interessiert auch amerikanische Kreuzfahrer: Seit 1956 unterhalten die Amerikaner am Geographischen Südpol eine Ganzjahresstation. Bei jährlichen Durchschnittstemperaturen von minus 55 Grad Celsius muss man sich warm anziehen. Die Russen in der Wostok-Station heizen noch stärker, da sie schon minus 89 Grad Celsius gemessen haben.

Den Ozeankreuzer dürfen wir nicht verlassen. Vielleicht ist es gut, nicht an Land zu gehen. Ein Fußabdruck im Moos soll noch nach einhundert Jahren zu sehen sein. In der Packeiszone hat sich eines der üppigsten Ökosysteme der Welt entwickelt. Flora und Fauna gedeihen nur in Küstennähe; die Tiere ernähren sich aus dem Meer. Auf dem Panoramadeck macht es „klick“ und „klack“, wenn ein Schwarm Buckelwale auftaucht oder wenn sich die Ureinwohner der Antarktis, die Pinguine, ins Wasser stürzen.
Durch die Scheiben des komfortablen Kreuzfahrtschiffes schauen wir hinaus in eine andere Welt. Möge sie Traumwelt bleiben. Möge sie auch in Zukunft den Pinguinen, Albatrossen, Seelöwen, Seehunden, Robben und Walen gehören, die uns nur als Besucher dulden.

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