Rüdiger Hagens.
Neuer katholischer Pfarrer in Mönchengladbach-West

Die Gemeinden St. Nikolaus Hardt, St. Maria Empfängnis Venn und St. Anna Waldhausen-Windberg haben geistlichen Beistand erhalten. Die Mannschaft freut sich auf neue Impulse und Motivationen, die der neue Pfarrer mit auf die Kommando-Brücke des Kirchen-Schiffs bringt.

Pfarrer Hagens spricht durchaus Probleme auf dem Kirchenschiff an:

Missbrauchskrise: Sexualisierte Gewalt und deren ungenügende Aufarbeitung; Strukturen, die sexuellen Missbrauch begünstigten.

Personal-Krise: Zu wenige Priester (verursacht vor allem durch den Pflichtzölibat, der seiner Meinung nach abgeschafft gehört). Zu wenige Pastoral-Referenten/Referentinnen. Mangel an qualifizierten Facharbeitern. Generelles Nachwuchs-Problem.

Pfarrer Hagens verweist auf sich selbst: Mit seinen fast sechzig Lebensjahren könne er nicht versprechen, langfristig Hoffnungsträger oder Jugendseelsorger zu sein, obwohl er gerade auf die junge Generation in der Gemeinde ein besonderes Augenmerk richten werde.

Solche Aussagen lassen aufhorchen. Hier redet jemand nicht um den heißen Brei herum. Diese Fähigkeit verdankt er Stationen, die er bisher durchlaufen hat:

Der gebürtige Gladbacher verbrachte ein theologisches Studienjahr an der „Dormitio Abtei“ in Jerusalem. Seit 1973 gibt es dort ein theologisches Lehrangebot im faszinierenden Umfeld einer multikulturellen, multireligiösen Stadt: Studium der  biblischen Fächer, der Ostkirchenkunde, der Judaistik und Islamwissenschaften. Hinzu kommen ein Eindruck von Land und Leuten sowie die Teilnahme an Exkursionen zu Ausgrabungsstätten Israels/Palästinas.

Nach der Priesterweihe1988, nach Tätigkeiten als Kaplan, Hochschulpfarrer und Pfarrer verlegte er seine priesterlichen Aktivitäten hinter „hohe Mauern“ – als Gefängnis-Seelsorger für jugendliche, männliche Straftäter im Alter von 14 bis 23 Jahren in der Justizvollzugsanstalt Heinsberg.

Viele Menschen kämen in Grenzsituationen, wie z. B. in der Haft, mit Gott und Glaube in Berührung. Der Dienst an Menschen, die am Rand stehen, sei besonders wichtig. Es gehöre zu den Aufgaben der Kirche, dort präsent zu sein.

Seine unterschiedlichen Erfahrungen bringt Pfarrer Hagens mit in die Gemeinschaft der Gemeinden St. Peter ein. Bei seiner Einführung am 1. September 2019 ermahnte und ermunterte er alle, die sich mit ihm auf den Weg machen:

„Wir müssen zusammen halten, miteinander emporschauen, nicht hinabschauen. Hinabschauen heißt: Sich für etwas Besseres halten, der Arroganz der Macht, der Besserwisserei und des Egoismus erliegen.

Wir sollten stattdessen miteinander emporschauen auf den einen Herrn Christus. Wir sind gemeinsam auf dem Weg in der einen, universalen, katholischen Kirche. Unsere Gemeinden sind nicht durch Mauern abgegrenzte Bezirke, sondern aneinander grenzende Gärten.“

Einen Aufruf des Bamberger Bischofs Ludwig Schick aufgreifend, fügte Pfarrer Hagens hinzu, in der Krisensituation der Kirche wären zwei Stichworte besonders wichtig – „gute Seelsorge“ und „wirksame Mission“. Gute Seelsorge heiße: Menschen in ihrer Situation annehmen, sie wertschätzen und ernstnehmen, ihre berechtigten Wünsche und Bedürfnisse sehen. Wirksame Mission bedeute: Menschen deutlich zu machen: Trotz aller Probleme und Krisen ist die Kirche, ist die Gemeinde ein Ort, wo es sich lohne, dabei zu sein. Wo das Leben Mehrwert und Tiefe bekomme.

Was kann man Pfarrer Hagens und denen wünschen, die das Konzept in die Tat umsetzen wollen?

Keine Angst haben, wenn man gewohnte Wege verlassen muss, um ans Ziel zu kommen.

Die unbegründete Furcht vor Neuerungen aus den Herzen verbannen.

Gegenseitige Verständnisbarrieren abbauen.

Religiöse Deutungen des Lebens zulassen – bei sich und bei anderen.

Sich Gehör verschaffen, wenn es gilt, Partei zu ergreifen für Menschen, die um Hilfe bitten. Wenn das in die Wege geleitet wird, werden Pfarrer Hagens und seine Gemeinden vielleicht doch gemeinsam zu Hoffnungsträgern auf dem Schiff Kirche.

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