Sterne lügen nicht

Seit undenklichen Zeiten ziehe ich meine Bahn. Ich bin einer von vielen. Mich kennen nicht viele. Tagsüber ist es zu hell, um mich sehen zu können. Nachts bin ich zu klein, um mich gegen das Gefunkel am Himmel und gegen die Lichter auf der Erde behaupten zu können. Wer mich jedoch entdeckt, dem zeige ich den Weg, selbst in tiefster Nacht.

 „Sterne lügen“, sagt einer. Von denen lasse er sich nicht den Weg zeigen. Er wisse selbst, wo es lang gehe.

„Wir suchen den Superstar“, sagen andere und quälen sich von einer Ausscheidungsrunde in die nächste. Ihr Stern erscheint nicht am Himmel, sondern vorne auf der Bühne. Grelles Scheinwerferlicht richtet sich auf den Kandidaten. Er soll im Rampenlicht stehen und leuchten. Dagegen komme ich nicht an.

Sterne, sagte jemand, wären angeblich als Taler vom Himmel gefallen. Wer nach den Sternen greift, wird bald auf der Nase liegen, fügte er hinzu. Er verlasse sich auf sich selbst.

Ich hatte mich damit abgefunden, eine Ewigkeit unbeachtet meine Bahn zu ziehen. Dann aber entdeckte mich einer. Er hatte seinen Blick nach oben gerichtet. Aus alten Gewohnheiten wollte er aufbrechen. Verletzungen wollte er vergessen, die ihn lähmten und ihn nicht das Schöne im Leben erkennen ließen.

Ich machte ihm keine falschen Versprechungen. Ich ließ ihn nicht im Ungewissen, wie lang der Weg sein könne, den er gehen müsse. Aber er machte sich auf den Weg. Seitdem ziehe ich vor ihm her, weit über ihm und dennoch ihm nahe. Ich bin ein Stern in seinem Leben und wünsche ihm, dass er ans Ziel kommt.

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