Verwirrung

pendeluhr

Die Gemeinde, in der ich aufgewachsen war, und die Familie, die meinen Weg zum Priestertum unterstützt hatte, schwebten nicht im siebten Himmel, als die Nachricht von meiner Laisierung von Mund zu Mund durch das Dorf gereicht wurde.

Das durfte nicht wahr sein. Ein Ereignis, mit dem nicht zu rechnen war. Eine Enttäuschung, auf die man nicht vorbereitet war. Es war, als habe aufbrausender Wind die Kronen der Bäume in Unruhe versetzt. Kollektives Jammern und Aufschrei Kirchentreuer. Vormalige Bewunderer verstummten.

Manche fragten sich, ob sie einer Fehleinschätzung oder dem Irrtum ihrer Faszination erlegen waren und ergingen sich in Fassungslosigkeit. Ein aus ihrer Sicht gescheiterter Gottesmann, der Regelverletzungen in Kauf nahm und bedenkenlos kirchliche Grundsätze über den Haufen warf.

Hatte er nicht Prinzipientreue gepredigt? Warum wurde er eigenen Kriterien nicht gerecht? Das passte nicht in ihre Vorstellungen. Eine Mischung aus schlimmen Enttäuschungen und hohen Erwartungen.

Ihr Bild vom vollkommenen Priester zerbröselte. Dass ich losließ, was ich für sie gewesen war, hatte meinen Sturz aus dem Götterhimmel zur Folge. Ich bot  Angriffsflächen. Der Zustand der Gnade, den sie mir zugebilligt hatten, und die wunderbare Welt von damals fanden ein jähes Ende. Der Wegweiser, auf den sie sich verlassen hatten, ging selbst nicht den Weg, den er gewiesen hatte. Welches Bild von mir blieb? Welches Bild rückte an seine Stelle?

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