Warnung vor dem blinden Fleck

pendeluhr

Der Sakristan, Küster nennt man ihn im Rheinland, jener Pfarrei, in der ich die ersten Kaplans-Jahre absolviert hatte, schrieb mir gelegentlich einen Brief und erkundigte sich nach meinem Befinden.

„Vor mir liegt Ihr Primiz-Andenken, das Sie mir bei Ihrem Dienstantritt übergeben haben“, begann er. „Das Andenken enthält den von Ihnen ausgewählten Spruch „Gott hat uns nicht gefragt, sondern eingeladen“. Der Sakristan war offen und direkt. Das schätzte ich. Ich fand ihn sympathisch.

„Auch jetzt denke ich oft an Sie und daran, wie harmonisch unser Verhältnis war. Ich wüsste nicht, dass zwischen uns je ein böses Wort gefallen wäre.“

Eine wichtige Erfahrung für ihn. Er wollte mich ermutigen, mich nicht abschrecken zu lassen durch belastende Situationen, mit denen ich konfrontiert werden könnte.

Kritische Stimmen aus der Gemeinde zur Gestaltung von Gottesdiensten, für die ich verantwortlich war, registrierte er und machte mich in freundschaftlicher Weise auf sie aufmerksam.

Er wolle mich vor dem blinden Fleck bewahren, schrieb er einmal, der mich verleiten könne, etwas zu übersehen, das ich sehen müsse, um darauf reagieren zu können.

Vielleicht habe ich seinen Rat nicht oft genug befolgt.

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