Die Jagd nach dem Glück – Perspektiven für 2018

„Don’t worry be happy.“ „Sorge dich nicht, sei glücklich“, sang Bobby Mc Ferrin und eroberte mit seinem Song Spitzenplätze in der Beliebtheits-Skala. Wie „glücklich“, wie happy will er sein? Eine Aussage in den sozialen Netzwerken antwortet: „Wir in den Niederlanden haben verstanden, alles locker zu nehmen“? Der grantelnde, melancholisch-humoristische Gemütszustand des Wiener Schmäh würde dem zustimmen. Auch heiklen Themen begegnet er mit Leichtigkeit und einem Augenzwinkern.

In seinem Song bekundet Ferrin: „In jedem Leben ergeben sich Probleme. Wer sich Sorgen macht, verdoppelt sie. Also sei glücklich.“ Besteht der Zweck des Lebens also darin, sich keine Sorgen zu machen und alles „locker zu nehmen“? Manche werden sich auch im neuen Jahr auf die Jagd nach solchem Glück machen. Andere halten es bei ihrer Glückssuche vielleicht mit dem Niederländer Johannes Heesters: „Man müsste Klavier spielen können. Wer Klavier spielt, hat Glück bei den Frauen.“

Laut Duden ist Glück „etwas, das Ergebnis des Zusammentreffens besonders günstiger Umstände ist: günstiger Zufall, günstige Fügung des Schicksals.“ Das bedeutet: Bewusst nach dem Glück zu suchen, führt ins Leere. Glück ereignet sich. Glück stellt sich ein. Es begegnet einem oder nicht. Es bleibt Ausnahme-Situation. Manchmal liegt das Glück unverbraucht vor einem. Das Märchen vom Aschenputtel, das einen Prinz findet und sich in ihn verliebt, wiederholt sich nicht regelmäßig. Inseln der Glückseligkeit gibt es nicht wie Sand am Meer. Nachbarn haben ein Hufeisen über ihrer Haustür hängen. Bei der letztjährigen Silvester-Party erhielt jeder Gast ein Glücksschwein aus Marzipan. Ob beides hilft bzw. geholfen hat?

Die glücklichsten Menschen sollen hierzulande im Norden leben. Die Herausgeber eines Glücksatlas wollen herausgefunden haben, der deutsche Zufriedenheits-Level befinde sich auf einem historisch hohen Niveau. Dass es auch die Früher-war-alles-besser-Klagenden gibt, denen das Leben nicht jenen Halt gibt, den sie erhofft haben und die daher hadern, erwähnen die Statistiken nicht. Sie erwähnen allerdings auch nicht, dass vermutlich niemand sein ganzes Leben hindurch unglücklich ist.

Die amerikanische Verfassung sieht im Streben nach Glück ein allgemein gültiges Menschenrecht. Wie dieses Recht in die Tat umzusetzen ist, verrät sie nicht. Pech gehabt, murmelte ein Freund, als der Lottoschein null Richtige statt der erhofften sechs Treffer anzeigte. Kein Glückspilz. Die Sterne hatte er nicht nach seinen Glücksaussichten befragt. Wenn das Glück anklopft, sollte man zu Hause sein, empfiehlt ein Sprichwort. Er war offenbar nicht daheim.

Dennoch zeigte er sich erleichtert. Er müsse nicht überlegen, was er mit einem Millionengewinn hätte anfangen können, gestand er. Vielleicht hätte der Gewinn Bedürfnisse geweckt, die  nicht zu befriedigen gewesen wären.

In Johann Wolfgang von Goethes „Leiden des jungen Werther“ klagt Werther über seine ungestillte Sehnsucht zu Lotte, die mit Albert verlobt ist. Werther meint, nicht ohne Lotte leben zu können. Schließlich bringt er sich um. Goethe beschreibt das tragische Geschick eines Menschen, der ausbrechen möchte aus der Herausforderung des Lebens mit dessen unscheinbaren Glücksmomenten. Kaum etwas Wertvolles scheint es darin zu geben, nur das Warten und Hoffen auf eine erfüllte Zukunft, die es nicht gibt.

Auch in unseren Tagen ist mehr von Sorgen, als von möglichen Glücksmomenten die Rede. Zumindest klingen die Sorgen-Töne zuweilen so laut, dass sie die vielen zwischenmenschlichen Glücks-Botschaften übertönen.

„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Der Beter eines Psalms im biblischen Alten Testament hat das formuliert. Mehr brauchte er nicht. Welch ein Glück. Ob es in unseren Zeiten zu schaffen ist, sich 365 kommende Tage lang auf eine solche Glücks-Perspektive einzulassen?

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