Aufarbeitung von sexuellem Mißbrauch erfordert Handlung, nicht nur Haltung

Pressefoto kfdFoto: kfd/Kay Herschelmann

Stellungnahme des kfd Diözesanverband Aachen zur Pressekonferenz des Bistums Aachen am 18.10.2023.

Der Diözesanverband Aachen der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd) begrüßt grundsätzlich die Nennung von überführten und mutmaßlichen Tätern sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen.
Dies sei ein wichtiger Schritt, um Licht ins Dunkelfeld zu bringen.

Wenn sich aber das Bistum Aachen der Vergangenheit wirklich stellen möchte und sich wirksam für die Betroffenen einsetzen will, seien darüber hinaus weitere ernsthafte Anstrengungen erforderlich.
„Der formulierte Selbstanspruch einer konsequenten, transparenten und lückenlosen Haltung ist aus unserer Sicht bei weitem nicht eingelöst. Aufarbeitung ist nicht nur eine Frage der Haltung, sondern vor allem des Handelns“, betonte Marie-Theres Jung, Vorsitzende des kfd-Diözesanvorstands.
Ansonsten bleibe der neue Leitfaden ein Strategiepapier der Kommunikationsabteilung, die ihn herausgegeben hat.
Es sei nicht nachvollziehbar, dass lediglich die Aufarbeitung einer „vergangenen Epoche“ thematisiert werde. „Die Aussage, dass vergleichbare Verbrechen heute nicht mehr unbemerkt und ohne Konsequenzen möglich seien, lässt die nötige Demut vor diesem Versagen der Kirche schmerzlich vermissen. Sowohl sexueller als auch geistlicher Missbrauch ist ein Problem von heute, nicht nur von gestern und darf nicht verharmlost werden“, warnte Jung.
Statistiken der Kriminalbehörden belegen, dass sexueller Missbrauch und sexualisierte Gewalt auch heute bittere Realität sind, im privaten wie im institutionellen Umfeld und quer durch alle sozialen Schichten, mit steigender Tendenz.
Um den Tätern innerhalb der Kirche den Boden zu entziehen, muss aus Sicht der kfd nun alles daran gesetzt werden, den Klerikalismus hinter sich zu lassen, noch vorhandene patriarchale Machtverhältnisse zu überwinden und eine ernste Kultur des kritischen Hinsehens und Mitentscheidens zu schaffen. Das vorhandene gute Präventionskonzept müsse überall konsequent umgesetzt und das Netz der Anlaufstellen ausgebaut werden.
Dabei müssten auch erwachsene Betroffene in den Blick und in die Interventionsordnung aufgenommen werden, forderte die Vorsitzende: „Bisher haben sexueller und spiritueller Missbrauch sowie Machtmissbrauch an Frauen kaum Beachtung gefunden, auch hier ist noch ein großes Dunkelfeld aufzuarbeiten.“
Der ernsthafte Dialog mit den einschlägigen Expertengremien bleibe dafür auch weiterhin unverzichtbar, so Jung weiter.
Die kfd werde sich auch zukünftig aktiv für die ehrliche Aufarbeitung und den wirksamen Schutz vor sexualisierter Gewalt einsetzen.
„Wir fordern weiterhin: Macht Licht an – auch im Bistum Aachen!

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1 Kommentar zu "Aufarbeitung von sexuellem Mißbrauch erfordert Handlung, nicht nur Haltung"

  1. Bengt Schlömer | 5. November 2023 um 16:58 |

    „Die Priesterausbildung wurde neu ausgerichtet.“ Heißt das, daß man, gegenüber früher, die Männer lehrt, ihre Finger von Kindern zu lassen und daß Vergewaltigung von Frauen auch nicht zu den Möglichkeiten zählt, deren ein Priester sich bedienen sollte?
    „Lasset die Kindlein zu mir kommen…“ war dann leider eine etwas unglückiche Auslegung, aus heutiger Sicht? „…Schaue nicht auf unsere Sünden, sondern auf den Glauben Deiner Kirche…“ Den Part verstehe ich inzwischen anders und sehe in ihm das Potential, sich aus der Verantwortung zu ziehen. Zumal ein Theologieprofessor vor wenigen Wochen in einem Interview äusserte, daß diese sexuellen Abscheulichkeiten, von frommen Herren begangen, lediglich als Verstoß gegen das sechste Gebot galten und Gott ja alle Sünden vergibt.
    Wie soll ich mir Praevention von Taten vorstellen? Ein Kind, eine Frau wird nicht mehr mit einem Priester alleine in einem Raum sein? Begleitende Person ist dann aber nicht zufällig ein Bruder oder sonstiger männlicher Verwandter des hohen Herrn?
    Auf die Frage, wie denn die Amtskollegen bei der Vorstellung dessen, was Aachen plant reagiert haben, höre ich in erster Linie Herumgerede und die Aussage, daß da am Ende jeder einzelne Bishof mit seiner eigenen Verantwortung und Entscheidung steht. Bedeutet das ewas Anderes als “ na dann geht es weiter so“?. Kann es zumindest. Priester waren offenbar immer findg, wenn es um adäquate Interpretationen ging.
    Warum kann im Mönchengladbacher Fall, der Amtsbruder des Herrn Mayfisch, anwesend bei der Tat, bei Gericht erwirken, daß das Opfer seinen Namen nicht nennen darf? Wenn dieser Mann gedacht hat, damit nicht in ein zweifehaftes Licht zu geraten, spätestens jetzt ist er das.
    Meine Hoffnung: daß Gemeinden hellwach sind, wenn ihnen ein neuer Seelsorger präsentiert wird. Meine Hoffnung: daß man den Menschen eine gründliche Recherche nicht verwehrt, es sei denn, daß wieder einmal Unterlagen nicht mehr da sind.
    Mögen die Predigten über hohe Moral weitergehen. Sie sind allerdings zu einer verlogenen Farce verkommen. Schwierig finde ich allerdings, sich heute als katholischer Priester outen zu müssen. Wirkich schlimm muß es sein für Unschuldige, mit Mißtrauen umzugehen, das ihnen zwangsläufig begegnet. Ihnen wünsche ich viel Kraft.

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