Ein Kardinal in Sorge

pendeluhr

Einige Zeit später dachte man im Bistum darüber nach, wie es mit der konkreten Seelsorge weitergehen sollte. Strukturen müssten vereinfacht werden, hieß es.

War es ein Fortschritt, wenn Strukturen überarbeitet und optimiert würden, aber grundsätzlich erhalten blieben? Ich bezog nicht Stellung und behielt meine Argumente für mich.

Priester sollten von Aufgaben entpflichtet werden, die nichts mit ihrem Amt zu tun haben, lautete eine Forderung.

Welche Aufgaben untypisch seien, hätte ich mich erkundigen können. Ohne unangemessen auf ein „Damals zu meiner Zeit“ zu verweisen, hätte ich daran erinnern können:

Während meiner priesterlichen Dienstjahre war es typisch, dass ich jeden Samstagnachmittag mindestens drei Stunden lang im Beichtstuhl verbrachte.

Typisch war es, wenn ich am zweiten Weihnachts-Feiertag froh war, die Dienst-Anforderungen der Adventszeit und an den beiden Feiertagen erledigt zu haben.

Ich war froh über alles, was ich nicht mehr tun musste, obwohl ich meinen Dienst gern und aus Überzeugung verrichtete. Ich gestand mir aber nicht ein, dass ich  Feiertage zu hassen begann.

Es war typisch, neben meinem Dienst in der Pfarre an verschiedenen Schulen mehrere Wochenstunden das Fach Religionsunterricht zu erteilen – unentgeltlich.

Es war typisch, zuständig zu sein für die Beicht- und Kommunion-Vorbereitung der Kinder, die sich auf die Erstkommunion am Weißen Sonntag vorbereiteten.

Auch die Firm-Vorbereitung gehörte zu meinen typischen Aufgaben.

Sollte das wieder eingeführt werden? Sollten Laien-Katecheten, welche viele Aufgaben, die Beichte  ausgenommen, inzwischen weitgehend übernommen hatten, davon entpflichtet werden?

Welche sonstigen Notreparaturen schwebten dem Bistum vor? Der Kardinal war in Sorge. Seine Sorge war nicht meine Sorge.

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