Einmal Priester – immer Priester

pendeluhr

Dennoch wollte ich nicht zum Objekt willkürlicher Pendelbewegungen werden. Mein Gewissen hatte ich nicht an eine fremde Instanz delegiert. Diese sollte nicht entscheiden, was die Stunde für mich geschlagen hatte.

Welche Druckmittel, welche Sanktionsmöglichkeiten hatte die Amtskirche mit ihrer intakten Befehlsstruktur, um mich weich zu klopfen, mich einzuschüchtern, mich zu überzeugen?

Da ich gültig zum Priester geweiht war und ich mich meines Priesterseins nicht entledigt hatte, konnte ich dann laisiert, in den Laienstand zurückversetzt, werden? War ich nicht nach kirchlichem Weihe-Verständnis für immer Priester? „Qui semel sacerdos, semper sacerdos – einmal Priester, immer Priester“, auf Lebenszeit, hatte das Konzil von Trient erklärt.

Priesterweihe ist unwiderruflich wie Taufe und Firmung. Sie hat einen „unzerstörbaren Charakter“, hinterlässt ein „unauslöschliches Merkmal“.

Als verheirateter Priester blieb ich gültig geweihter Priester. Man konnte mir nur die mit der Weihe übertragenen Vollmachten entziehen, mich dispensieren von Weihe-Pflichten und -Rechten.

War ich bereit, den Verlust dieser Rechte und Pflichten  hinzunehmen? Wollte ich sie „auf dem Altar der Liebe“ opfern?

War nicht Durchhalten angesagt, statt Instanzen und Personen herauszufordern? Wo waren geblieben der Enthusiasmus und die Euphorie der vergangenen Jahre ? Warum war der Spiegel matt geworden? Durfte ich mich aus der Verantwortung stehlen, die ich  übernommen hatte?

Da der Bischof, der mich geweiht hatte, aus derselben Stadt stammte, in der ich mein Abitur gemacht hatte, fühlte ich mich ihm in gewisser Weise verbunden. Der rheinisch gefärbte Akzent seiner Sprache tat ein Übriges, kein Gefühl von Fremdheit zwischen uns aufkommen zu lassen.

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