Julia

Wir fühlen uns wohl daheim. Julia – zwei Köpfe kleiner, sechzig Jahre jünger – respektiert das, will den Kram aber nicht geschenkt haben, der unser Wohnzimmer schmückt. Krimskrams, sagt sie. Ihren Kram wollen wir auch nicht. Wenn sie uns besucht, bewundert sie die Eichentruhe. Sie findet sie nicht schön, aber praktisch. Man kann den Fernseher, den Recorder, alles Mögliche darin verstauen. Türe zu, Klappe runter. Niemand merkt, wie nahe wir unserer Zeit sind.

Julia liebt Pferde. In ihrem Zimmer könnten Reiterspiele stattfinden. Keiner müsste sein eigenes Pferd mitbringen. Pferde auf der Koppel, Pferde in Reitställen, Pferdebilder an den Wänden. Wilde Pferde, zahme Pferde. Nichts mit „Türe zu“, „Klappe runter“. Pferde brauchen frische Luft. Julias Geburtstagswunsch: Lippizaner-Hengst, Katalog-Nummer 24. Möchten wir nicht geschenkt haben. Verschenkt sie auch nicht.

Julia respektiert unsere Deckeltruhe. Wir loben die Reiterstaffel neben ihrem Bett. Uns stört sie beim Staubsaugen. Julia liebt ihre Pferdewelt. Sie reitet zu Pferde durch ihr junges Leben. Ihre Pferde brauchen keine Truhe. Auf unserer Truhe stehen keine Pferde.

Wir lieben unsere Welt und ihren Krimskrams. Sie hat sich entwickelt. Sie hatte viele Stationen. Jedes Stück hat eine Geschichte. Auch Julia fühlt sich wohl in ihren vier Wänden. Sie liebt Pferde. Jedes könnte eine Geschichte erzählen. Julia erzählt ihre Geschichte. Wir erzählen unsere. Wir bleiben miteinander im Gespräch. Gut, dass es verschiedene Geschichten gibt.

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