Wolodymyr Selenskyj und das ukrainische Volk werden mit dem Karlspreis zu Aachen ausgezeichnet

Alle Fotos: © Stadt Aachen / Andreas Steindl

Selenskyj: „Wir alle sind Stifter des Friedens!“

  • Das Karlspreis-Direktorium und die Stadt Aachen ehren Wolodymyr Selenskyj und das ukrainische Volk „für die Zuversicht, das Ziel einer freien, unabhängigen und souveränen Ukraine, die Teil der europäischen Völkerfamilie ist“.
  • Selenskyj bekräftigte in seiner Rede seine Forderung nach einem Beitritt seines Landes zur EU und zur Nato. „Die EU wird nicht vollständig sein ohne die Ukraine.“
  • Bundeskanzler Scholz dankte dem ukrainischen Präsidenten und seinem Volk für die Verteidigung gemeinsamer europäischer Werte

Es ist der Höhepunkt einer geschichtsträchtigen Preisverleihung: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betritt die Bühne am Aachener Katschhof. Spontan und ungeplant, vor allem aber sehr emotional begrüßt er die Schaulustigen, eingerahmt von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Bundeskanzler Olaf Scholz, dem polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki, EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen. „Es lebe die Ukraine“, ruft Selenskyj in die Menge, Hunderte bejubeln den Präsidenten, der gemeinsam mit dem ukrainischen Volk am heutigen Sonntag, 14. Mai, mit dem Internationalen Karlspreis zu Aachen ausgezeichnet worden ist.
Die Stimmung im Krönungssaal war bis zum Beginn der Preisverleihung angespannt: Rund 700 Gäste warteten im Aachener Rathaus auf die Ankunft des Ehrengastes, bis Wolodymyr Selenskyj schließlich an der Seite von Olaf Scholz den Raum betrat, empfangen von stehenden Ovationen und lautem Beifall. Immer wieder wird es in der kommenden Stunde zu anhaltendem Applaus kommen. Er ist, wie die Auszeichnung selbst, ein Symbol der uneingeschränkten Solidarität mit den Ukrainerinnen und Ukrainern. Er ist Anerkennung und Unterstützung für das ukrainische Volk, das für seine und die Freiheit in ganz Europa kämpft und darüber hinaus eine Ermutigung für alle Menschen, ein friedliches und gemeinsames Europa zu bauen und zu leben.

Alle Bilder: © Stadt Aachen / Andreas Steindl

Selenskyj: „Wir alle sind Stifter des Friedens!“

Als Wolodymyr Selenskyj während der Preisverleihung im Krönungssaal ans Rednerpult trat, war der Jubel vom Katschhof bis in den Saal zu hören. Selenskyj zeigte sich berührt und trat während seiner Rede kämpferisch und siegessicher auf: „Wir alle sind Stifter des Friedens, und dies ist unsere wichtigste Pflicht gegenüber unseren Ländern, unserem Europa und der Geschichte. (…) Und wir müssen zu Gewinnern werden, damit unsere Lebensauffassung in Europa bleibt. Unser friedliches, wertebasiertes, legales, demokratisches und nicht räuberisches Lebenskonzept.“ Immer wieder suchte Selenskyj den Blickkontakt zu den Ehrengästen auf dem Podium und betont seine Dankbarkeit gegenüber Deutschland und der EU. „Die Ukraine bietet Ihnen einen Sieg an, der sich in Frieden verwandeln wird. Einen Sieg, der allen europäischen Völkern – nicht nur uns – Ruhe und Vertrauen in den Frieden für Jahrzehnte bringen wird.“ Einen großen Teil seiner Rede hielt Selenskyj auf Ukrainisch. Dass er und das ukrainische Volk mit dem Karlspreis ausgezeichnet werden, ehre ihn. „Alle Ukrainer sind Helden. Alle Ukrainer müssten heute in diesem Saal stehen.“ Sie alle würden einem Aggressor gegenüberstehen, „der zu jeder Grausamkeit und Gemeinheit fähig ist. Aber wir haben keine Angst.“ Und weiter: „Wir sehen das Übel der Aggression aus nächster Nähe, also sehen wir auch den besten Weg, dieses Übel zu besiegen. Und wir laden die Welt ein, sich unseren gerechten und fairen Prinzipien des Friedens anzuschließen. Jeder, der sich unserer Friedensformel anschließt, macht sie sich tatsächlich zu eigen. Ich bin zuversichtlich, dass die ukrainische Friedensformel zur deutschen Friedensformel, zur europäischen Friedensformel, zur Weltfriedensformel werden kann.“

Infos zum Karlspreis:

Der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, und das ukrainische Volk sind die 64. Träger des Internationalen Karlspreises zu Aachen. Sie folgen auf die belarussischen Bürgerrechtlerinnen Maria Kalesnikava, Swetlana Tichanowskaja und Veronica Tsepkalo, die 2022 mit dem Karlspreis ausgezeichnet worden sind.
Der Internationale Karlspreis zu Aachen gilt als einer der bedeutendsten europäischen Preise.
Seit 1950 wird er an Personen und Institutionen verliehen, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben.
Zu den früheren Preisträger*innen in Aachen gehörten unter anderem Konrad Adenauer (1954), die Europäische Kommission (1969), der spanische König Juan Carlos I. (1982), Königin Beatrix der Niederlande (1996), der amerikanische Präsident Bill Clinton (2000), der luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker (2006), Bundeskanzlerin Angela Merkel (2008), Jean-Claude Trichet (2011), die ehemalige Präsidentin der Republik Litauen, Dalia Grybauskaitė (2013), der damalige Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz (2015), Papst Franziskus (2016), Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron (2018), António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen (2019), und der rumänische Präsident Klaus Iohannis (2020/21).

Im Rahmen der feierlichen Zeremonie im historischen Krönungssaal des Aachener Rathauses wird neben einer Urkunde auch eine Medaille verliehen, die auf der Vorderseite das älteste Aachener Stadtsiegel aus dem 12. Jahrhundert mit thronendem Karl dem Großen und auf der Rückseite eine Inschrift für die jeweiligen Preisträger*innen zeigt.

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