ADFC: Die weitaus meisten Fahrradfahrer bevorzugen Radwege!

„Radfahrer fahren lieber auf der Straße?“ – Das ist Wunschdenken mancher Verkehrsexperten, die erreichen wollen, dass Fahrradfahrer nur noch auf der Straße fahren.

Tatsächlich ist es so, dass in der täglichen Praxis die weitaus meisten Fahrradfahrer bevorzugt auf Radwegen – leider notfalls auch auf Gehwegen – fahren, weil sie sich auf der Straße nicht sicher fühlen. Jeder kann das täglich sehen, beispielsweise auf der Brucknerallee, wo Fahrradfahrer fast nur auf dem freigegebenen Mittelstreifen unterwegs sind, obwohl sie auf der Straße fahren dürfen.

Verkehrsexperten sprechen vom „subjektiven Sicherheitsgefühl“, manche bemängeln das und äußern die pauschale Prämisse „Auf der Straße fahren Radfahrer sicherer“.

Diese Aussage ist aber durch keine seriöse Studie belegt.

Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) hat in ihrer umfangreichen Studie von 2009 festgestellt: „Insgesamt nutzen sehr wenig Radfahrer die Wahlmöglichkeit, die sie bei aufgehobener Benutzungspflicht zwischen Radweg und Fahrbahn haben.“ und an anderer Stelle „Auf den Straßen mit Radwegen wurden erheblich seltener Behinderungen durch andere Verkehrsteilnehmer registriert als auf den Straßen mit Radfahrstreifen oder Schutzstreifen.“ und „Eine generelle Präferenz für einen der hier untersuchten Anlagentypen kann … nicht getroffen werden. Es zeigt sich vielmehr, dass sowohl Radwege als auch Radfahrstreifen und Schutzstreifen … verkehrssicher gestaltet werden können.“

Die renommierten Unfallforscher der Versicherer empfehlen in ihrem Forschungsbericht 21: „Aufgrund der besseren Sichtbarkeit der Radfahrer wird eine Führung auf der Fahrbahn oder eine fahrbahnnahe Führung empfohlen“. Dies ist ein Statement für sichere Radwegführung, nicht zum Fahren auf der Straße und Jörg Ortlepp, Leiter Verkehrsinfrastruktur, „Unfallforschung der Versicherungswirtschaft e.V.“ betont „Ob ein baulicher Radweg oder die Fahrbahnführung mehr Sicherheit bietet, lässt sich nicht pauschal beantworten.“

Richtig ist lediglich, dass Radfahrer auf der Straße sicherer fahren, wenn Radwege in einem schlechten Zustand sind. Wenn aber Radwege den „Empfehlungen für Radverkehrsanlagen“ (ERA2010) entsprechen, dann fährt man auf dem Radweg genauso sicher wie auf der Straße.

Radfahren auf der Fahrbahn ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Denn hier fühlen sich nur routinierte und angstfreie Radler wohl. Alle anderen, insbesondere Kinder und Ältere, brauchen eine sichere und komfortable Rad-Infrastruktur.

Soll das Prinzip „Wir dürfen auf der Straße fahren, wir wollen auf der Straße fahren, also müssen alle Fahrradfahrer auf der Straße fahren“ einen Umerziehungsprozess einleiten? Vielleicht weil es durchsetzbarer ist, weil es weniger Raum für gute Radwege braucht und damit billiger ist, oder gar weil Fahrradfahrer auf der Fahrbahn eine verkehrsberuhigende Wirkung haben?

Der Mobilitätsbeauftragte der Stadt, Carsten Knoch, hat am Dienstag beim „Dialogforum I zum Masterplan Nahmobilität“ im Gespräch mit Bürgern sinngemäß geäußert, dass es ja keinen Sinn macht, etwas zu planen, dass die Politik letztlich nicht mitmacht. Das lässt befürchten, dass nicht mutig, sondern minimal geplant wird.

Ist das der Auftrag, den der Rat der Stadt Mönchengladbach im Februar 2015 der Verwaltung auf den Weg gegeben hat? Dem Ratsbeschluss folgend soll ein Masterplan für den Rad- und Fußverkehr entstehen, ein Plan für die nächsten 5 bis 15 Jahre. Der Begriff Masterplan steht aber weltweit – und dank MG3.0 auch in unserer Stadt ‑ für Denkanstöße, Innovationen, Visionen, für mutige Ideen in eine bessere Zukunft. – Es kann nicht sein, dass wir in Mönchengladbach die Zukunft für den Radverkehr mit „Hauptsache billig“ interpretieren.

Es ist durchaus akzeptabel, wenn auf geeigneten Strecken keine Radwege angelegt werden. Denn bei überschaubarem Verkehrsaufkommen und Tempo 30 fahren Fahrradfahrer relativ sicher im Mischverkehr. Etliche Fahrradstraßen mit Anwohnerparken könnten die Radfahr- und Lebensqualität auf vielen Straßen der Stadt markant erhöhen.

Aber auf Straßen mit hohem Verkehrsaufkommen, starkem LKW-Verkehr oder anderem Gefährdungspotential, sind sichere Radwege (protected bike lanes) gefordert.

Der ADFC Mönchengladbach erwartet, dass der Masterplan Nahmobilität die Anforderungen der Zukunft berücksichtigt und nicht die Gegenwart konserviert. Viele Millionen neue E-Bikes werden in den kommenden Jahren unterwegs sein, das wird den Verkehr maßgeblich verändern.

Auch in unserer Stadt?

Wenn wir das wollen, wenn wir den Radverkehrsanteil von jetzt 6 % signifikant erhöhen wollen, dann müssen wir jetzt hinreichend dafür planen. Wir müssen jetzt umdenken und vorsorgen, damit nicht demnächst auch in Mönchengladbach Fahrverbote für KFZ gerichtlich angeordnet werden müssen.

Ausführliche Quellen:

BaSt-Studie V184 und Forschungsbericht 21 der Versicherer

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