Präventive Armutsbekämpfung: ein Konzept zur integrierten Stadtteil- und Quartiersarbeit wird erstellt

Der Rat der Stadt Mönchengladbach hat in seiner jüngsten Sitzung (21. September 2016) beschlossen, dass die Verwaltung ein Konzept zu einer integrierten Stadtteil- und Quartiersarbeit erarbeitet.

„Ich freue mich, dass wir damit die Möglichkeit bekommen, die Menschen mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen in den Mittelpunkt unseres Handelns zu stellen“, zeigt sich Sozialdezernentin Dörte Schall erfreut über den Beschluss. „Mit einem präventiven sozialräumlichen Arbeitsansatz können wir ganzheitlich und vorsorgend für alle Menschen Handlungsmöglichkeiten erarbeiten, erheblich mehr Selbsthilfepotenziale erschließen und unsere begrenzten finanziellen Mittel deutlich zielgerichteter einsetzen, egal ob es dabei um niedrigschwellige Angebote für Familien mit kleinen Kindern, um Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung oder um seniorengerechte Angebote geht“.

„In einigen Bereichen der Stadt nimmt die räumliche Konzentration von Armut und sozialen Problemen immer mehr zu“ so Schall weiter. „Hier ist es wichtig, dass wir dafür sorgen, dass in allen Quartieren eine weitestgehend gleiche Lebensqualität entstehen kann. Wir müssen uns besonders um strukturschwache, sozial benachteiligte und imagebelastete Stadtquartiere und Ortsteile kümmern.

Dies belegt auch die aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung, in der unter dem Stichwort „Kinderarmut in Deutschland“ untersucht wurde, wie viele Kinder in Familien leben, die auf den Bezug von sog. Hartz IV Leistungen angewiesen sind. Dabei wurden aktuell die Zahlen von 2015 erhoben und mit denen von 2011 verglichen.

Trotz wachsender Wirtschaft und sinkenden Arbeitslosenzahlen wächst die Kinderarmut immer weiter. In Deutschland leben fast zwei Millionen Kinder in Familien, die von staatlicher Grundsicherung leben. Im Bundesdurchschnitt sind 14,7 Prozent der unter 18-Jährigen auf Hartz IV Leistungen angewiesen.

Nordrhein Westfalen liegt mit 18,6 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Das bedeutet, dass in NRW fast jedes fünfte Kind in einer Familie aufwächst, die auf den Bezug von SGB II Leistungen angewiesen ist.

Innerhalb von Nordrhein Westfalen gehört Mönchengladbach zu den Städten mit den höchsten Kinderarmutszahlen. Mit einer Quote von 31,5 Prozent lebt in Mönchengladbach nahezu jedes dritte Kind in Armut.
Hier besteht trotz aller Sparzwänge beim Haushalt der Stadt dringender Handlungsbedarf, denn „je länger Kinder in Armut leben, desto negativer sind die Folgen für ihre Entwicklung und ihre Bildungschancen“, erklärt Schall. „Die Statistiken belegen immer wieder den Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Situation der Herkunftsfamilien und den Bildungschancen. Armut beeinträchtigt die Chancen für das ganze Leben. Kinder können aber an der Lebenssituation in die sie hineingeboren werden, nichts selbst ändern. Deshalb haben wir hier eine besondere Verantwortung, der wir uns beispielsweise mit dem HOME-Projekt ja schon in Teilen der Stadt seit einigen Jahren stellen. Und auch Freizeitmöglichkeiten in Jugendheimen müssen wir für Jugendliche weiterhin bereithalten, auch wenn dies mit Kosten verbunden ist.“

Mit dem HOME-Projekt (Hilfe und Orientierung für Mönchengladbacher Eltern) wird bereits seit 2010 von der Stadt Mönchengladbach in drei Stadtteilen, in denen besonders viele belastete Familien wohnen (Eicken, Mülfort und seit 2014 Rheydt-Mitte) ein quartiersbezogenes Präventionsprojekt mit großem Erfolg durchgeführt. Mönchengladbach ist mit diesem Ansatz eine der 18 Modellkommunen der Initiative „Kein Kind zurücklassen“ der Landesregierung und der Bertelsmann Stiftung.

„Unser Sozialplaner Gerhard Kalter wird nunmehr ausgehend von dem Auftrag des Rates unter Beteiligung der Bürger sowie aller Vereine, Verbände, Sozialunternehmen und weiterer Gruppen ein Gesamtkonzept erstellen, das aufbauend auf einer Datenanalyse soziale Handlungsfelder und Bezugsräume in der Stadt definiert“ erläutert Sozialdezernentin Dörte Schall das weitere Vorgehen. Dafür wird die Stadt befristet für zwei Jahre drei weitere sozialwissenschaftliche Fachkräfte einsetzen, die den Sozialplaner bei diesem Prozess der Konzepterstellung begleiten und unterstützen.

„Ganz wichtig ist dabei, dass wir hier einen allumfassenden gesamtstädtischen Prozess zu stemmen haben, der nahezu alle Teile der Stadtverwaltung betrifft“ so Schall weiter. „Besonders freut mich, dass wir hier eng mit den Kolleginnen und Kollegen des Dezernates Planen und Bauen kooperieren, die ebenfalls – nicht zuletzt seit der Durchführung des Projektes ‚Soziale Stadt Rheydt‘ – die Menschen in den Sozialräumen in den Mittelpunkt ihres Tuns stellen und für die die Erstellung des Quartierskonzeptes ein selbstverständlicher Teil der Wachstumsstrategie mg+ ist.“ freut sich die Beigeordnete.

Nicht zuletzt werden über die Strategie der „Wachsenden Stadt“ die zusätzlichen Stellenbedarfe der Sozialplanung finanziert. „Wir müssen hier alle zum Wohle unserer Bürgerinnen und Bürger zusammenarbeiten“ appelliert die Beigeordnete an alle Beteiligten und fügt hinzu, „nur dann können wir uns auch der Mithilfe der Landesregierung gewiss sein, die ebenfalls insbesondere die Quartiersarbeit in den Kommunen mit Fördermitteln unterstützt“.

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