Integrationsratsvorsitzender Nasser Zeaiter erklärt sich dem Gremium in öffentlicher Sitzung

Alle Fotos: Nassan Zeaiter

Persönliche Erklärung des Integrationsratsvorsitzenden und Ratsmitglieds Nasser Zeaiter über angebliche Kontakte des al-Ghadir-Kulturzentrums Mönchengladbach sowie persönliche Kontakte zu den Bewegungen von Amal und Hisbollah sowie zu Großajatollah Muhammad Hussein Fadlallah

                                                                                       Mönchengladbach, 16. März 2021

„Verehrte Mitglieder des Integrationsrats,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde!

Es hat in der jüngsten Vergangenheit etliche Vorwürfe gegen mich persönlich, als Vorsitzenden des Integrationsrates, als Mitglied des Rates der Stadt Mönchengladbach und auch als Vorsitzenden des Vereins al Ghadir e.V. Mönchengladbach gegeben, die mich dazu bewogen haben, an dieser Stelle diese persönliche Erklärung abzugeben. Ursächlich für die im Raum stehenden Anschuldigungen, für die es aber tatsächlich keine Beweise gibt, sind Berichte einer Bloggerin aus Düsseldorf, unterstützt durch eine Anfrage der AfD im Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags.

Was wirft man mir und dem Verein al Ghadir e.V., bei dem ich Vorsitzender bin, vor?

Im Kern der insgesamt haltlosen Anschuldigungen stehen Fotos, die mich mit geistlichen Vertretern zeigen, unter anderem mit dem 2010 verstorbenen Großajatollah Muhammad Hussein Fadlallah. Für mich als Moslime war Fadlallah immer und zuallererst ein religiöses Oberhaupt, und als solches habe ich ihn getroffen, weil ich ein gläubiger Moslem bin. Bei den Treffen entstanden Fotos, die ich auf Facebook gepostet habe.

Um diese Fotos geht es:

Eines davon zeigt mich im Jahr 2008 mit Großajatollah Mohammed Hussein Fadlallah im Rahmen einer Privataudienz, bei der es um die Klärung einer religiösen Frage ging.

Das Foto zeigt meine beiden Brüder sowie meinen Neffen und mich mit dem damals höchsten schiitischen Geistlichen des Libanons. Schiitische Muslime richten sich in religiösen Fragen, die bis in Details des Alltagslebens reichen, nach einem von ihnen erwählten Mardschaa.

Mardschaa, das ist der höchste Rang eines Religionsgelehrten bei den Schiiten.

Gegenstand meines Gesprächs mit dem Großajatollah war konkret die Klärung der Frage, wie ein Testament nach Grundsätzen der Religion auszulegen sei.

Damit kamen wir dem Wunsch meiner Mutter nach, die sehr gläubig war und kurz vor dem Treffen mit dem Großajatollah verstorben ist. Am gleichen Tag fand ebenfalls ein Treffen mit dem höchsten staatlich anerkannten Geistlichen der Schiiten im Libanon statt, um eine zweite Meinung der erhaltenen Auskünfte zu bekommen.

Ein anderes Foto zeigt mich im Jahr 2013 am Grab des Großajatollahs Mohammed Hussein Fadlallah in einer Moschee. Dort habe ich, wie es bei uns guter Brauch ist, die erste Seite aus dem Koran gelesen. Dazu wurde das Foto gemacht und gepostet.

Dann gab es ein Foto von mir mit dem iranischen Hochgelehrten Muhammad Ali Schirazi, es entstand bei einer Reise in den Iran, bei der ich die Grabstätte eines der hohen Imame, Ali Moussa Alrida, besuchte. Ich traf Muhammad Ali Schirazi dort zufällig in einer Buchhand­lung, die sich an der Grabstätte befindet, wo dieser Schnappschuss entstand.

Die Bloggerin hat angegeben, dass auf diesem Foto Scheich Mohamad Yazbek zu sehen wäre, der zur Hisbollah gehört und dort ein hochrangiges Amt bekleidet. Diese Aussage ist falsch.

Ein weiteres Foto zeigt Ali Fadlallah, Sohn des Großajatollahs Mohammed Hussein Fadlallah und ebenfalls Geistlicher, als er uns in Mönchengladbach besuchte. Er ist Vorsitzender des Vereins Mabarrat, der sich vor allem um libanesische Waisenkinder kümmert. Mabarrat gibt es auch in USA, BRD.

Auch unser Verein al Ghadir engagiert sich sozial und zwar ausschließlich in Mönchengladbach. Es gibt absolut keine Zusammenarbeit mit anderen Vereinen in der BRD oder im Ausland.

Wir unterstützen keinen Terror! Für einige unserer Vereinsmit­glieder ist neben dem sozialen Engagement auch der Austausch mit schiitischen Geistlichen aus dem Heimatland wichtig.

Ich habe all diese Fotos vor einigen Wochen gelöscht, damit kein weiterer Anlass gegeben ist, diese Bilder, die rein religiös motiviert waren, zu nutzen, um meine Person oder den Verein al Ghadir Mönchengladbach in ein schlechtes Licht zu setzen und zu verleumden.

Die Bloggerin sieht in den Bildern dagegen Treffen mit Terrorunterstützern, zu denen ich mich nach ihrer Darstellung „bekannt“ hätte. Ich habe nachgeschlagen, was das genau bedeutet, denn Deutsch ist nicht meine Muttersprache: „Sich zu etwas oder jemandem bekennen“ bedeutet „sich für etwas oder jemanden zu entscheiden“, „zu etwas oder jemandem zu stehen“, „sich zu etwas oder jemandem offenbaren“.

Die Bloggerin unterstellt mir also, wenn ich das richtig verstehe, dass ich im Endeffekt Terroristen unterstütze und Terroranschläge zur Durch­setzung von politischen Zielen für richtig halte, dass ich die Vernichtung Israels wolle.

Ich soll demnach weiter den politischen Herrschaftsanspruch der Hisbollah in meinen Funktionen als Vorsitzender des Integrationsrats und als Mitglied des Stadtrates Mönchengladbach, aber auch als Bürger dieser Stadt vorantreiben.

So etwas aus Fotos zu konstruieren, die auf Facebook gepostet wurden, ist schon ein starkes Stück!

Die Bloggerin hat bei ihrer Recherche noch nie auch nur ein Wort mit mir gewechselt, mich angerufen oder angeschrieben. Es gab keinerlei Kontakt zu mir. Ich dachte immer, es gehört zu einer seriösen Recherche, auch mit den Betroffenen, über die man schreibt, zu sprechen.

Wenn es der Bloggerin aber nicht um saubere Fakten geht, um was geht es ihr dann?

Auf Initiative der AfD, einer Partei, die das Bundesamt für Verfassungsschutz als Rechtsextremismus-Verdachtsfall eingestuft hat und sie deswegen beobachten will, gab es nach dem Blog-Bericht eine Anfrage im Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags, die aber nichts ergab. Der Verfassungsschutz hat keinerlei Vorwürfe gegen mich oder den Verein al Ghadir Mönchengladbach erhoben.

Ich habe dennoch Akteneinsicht beantragt, um dies auch nach außen zu dokumentieren, denn die Vorhaltungen gegen mich, aber auch gegen den Verein sind völlig haltlos!

Ich habe es an anderer Stelle bereits gesagt – und ich will es hier wiederholen:

Die Vorwürfe gegen meine Person und den Verein, dem ich vorsitze, haben mich sehr betroffen gemacht, weil sie einfach falsch sind.

Ich bin 1984, nach einem Anschlag der Amal Bewegung gegen mich, vom Libanon nach Deutschland gekommen. In bin Deutschland sehr dankbar, dass es mir eine neue Heimat gegeben hat. Ich bekenne mich zum deutschen Grundgesetz, dessen Werte ich voll und ganz teile. Ich distanziere ich mich explizit von Hisbollah, Amal Bewegung sowie allen anderen antisemitischen oder islamistischen Gruppierungen. Wenn der deutsche Verfassungsschutz die Hisbollah als Terrororga­nisation einstuft und sie verbietet, dann akzeptiere ich das und richte mich danach. Kontakte zu terroristischen Organisationen aus dem Verein al Ghadir Mönchengladbach sind mir nicht bekannt, ich kann sie für mich, meine Familie und auch den Verein ausschließen.

Bei der Ausübung meines Ratsmandates und meiner Arbeit im Integrationsrat steht der Einsatz gegen Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, antimuslimischen Rassismus, Homo- und Transphobie, Sexismus und alle weiteren menschenverachtenden Ideologien an erster Stelle. Dies sind meine Werte. Wenn jemand wie ich, der für diese Werte seit Jahren einsteht, dafür als „Wolf im Schafspelz“ bezeichnet wird, dann ist das eine unwahre, ehrverletzende Behauptung. Ich tue nicht nur so, als wäre ich kein Terrorist. Ich bin keiner! Und ich unterstütze auch keine.

Es ist in vielen Ländern dieser Welt – auch in meinem Geburtsland Libanon, in dem noch ein Teil meiner Familie lebt – nicht selbstverständlich, ein Leben in Frieden und Freiheit zu führen wie dies in Deutschland möglich ist. Es ist in vielen Ländern nicht selbstverständlich, seine Religion zu leben, seine Meinung zu sagen, ohne dafür verfolgt, eingesperrt oder getötet zu werden. Ich bin Deutschland sehr dankbar, dass es mich, meine Familie und Freunde und viele andere Menschen aufgenommen hat.

Hier engagiere ich mich als Demokrat und trete unter anderem auch dafür ein, dass Menschen ihre Meinung sagen können, selbst wenn ich diese nicht teile.

Die Meinungs- und Pressefreiheit ist ein hohes Gut, das ich voll und ganz akzeptiere – gerade auch im Falle dieser Bloggerin, die ein falsches Bild von mir und dem Verein al Ghadir Mönchengladbach zeichnet. Welche Ziele sie mit diesem Zerrbild verfolgt, kann ich nicht sagen. Aber ich biete der Dame gern ein Gespräch an, damit sie es mir erklärt.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!“

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